Preußenlied
1. Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine
Farben?
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran:
daß für die Freiheit meine Väter
starben,
Das deuten, merkt es, meine Farben an.
Nie wird ich bang verzagen;
wie jene will ich’s wagen.
sei’s trüber Tag, sei’s heitrer
Sonnenschein:
ich bin ein Preuße, will ein Preuße
sein!
2. Mit Lieb’ und Treue nah’ ich mich
dem Throne,
Von welchem mild zu mir ein Vater spricht;
Und wie der Vater treu mit seinem Sohne
So steh’ ich treu mit ihm und wanke nicht.
Fest sind der Liebe Bande:
Heil meinem Vaterlande!
:,: Des Königs Ruf dringt in das Herz mir ein:
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße
sein.
3. Nicht jeder Tag kann glühn im
sonnenlichte,
Ein Wölkchen und ein Schauer kommt zur Zeit;
Drum lese keiner mir es im Gesichte,
Daß nicht der Wünsche jeder mir
gedeiht.
Wohl tauschten nah und ferne
Mit mir gar viele gerne;
:,: Ihr Glück ist Trug und ihre Freiheit
Schein:
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße
sein! :,:
4. Und wenn der böse Sturm mich mild
umsauset,
Die Nacht entbrennet in des Blitzes Gluth,
Hats doch noch ärger in der Welt gebrauset,
Und was nicht bebte, war des Preußen Muth.
Mag Fels und Eiche splittern,
Ich werde nicht erzittern;
Es stürm, es krach, es blitze wild darein,
Ich bin ein Preuße, will ein Preuße
sein!
5. Wo Lieb und Treu sich um den König reihen,
Wo Fürst und Volk sich reichen so die Hand,
Da muß des Volkes wahres Glück
gedeihen,
Da blüht und wächst das schöne
Vaterland.
So schwören wir aufs Neue
Dem König Lieb und Treue!
Fest sei der Bund! ja schlaget muthig ein:
Wir sind ja Preußen, laßt uns
Preußen sein!
Geschichte / Kommentar:
Zum „Preußenlied“ schrieb Franz
Magnus Böhme:
„Gedicht von Bernhard Thiersch,
Gymnasiallehrer in Halberstadt 1830. Das Lied wurde dort in der
Harmoniegesellschaft zuerst am Geburtstage des könig Friedr.
Wilhelm III. am 3. Aug. 1830 gesungen und zwar nach der Mel.: ‘Wo Muth und Kraft in deutscher Seele flammen.’ Die eigene Melodie wurde von August Reithardt 1832
komponirt und mit dieser neuen Melodie wurde das Preußenlied
durch den Hofopernsänger Zschiesche in einem Hofkonzert zu
Potsdam, vorher auch in der von Blücher gegründeten
„Brandenburgischen Gesellschaft“ in Berlin vorgetragen.
Text im Liederb. der Loge Royal York, ‘Gesänge des Ernstes
und der Freude’. Berlin 1833 S. 38. Vergl. Zeitschr. Daheim 1894,
Nr. 29 S. 478.“
Nach Silcher/Erk 1919, Nr. 74, S. 65f. wurde die
folgende Strophe angehängt. Sie dürfte vermutlich im
Zusammenhang mit dem Ende der 1848er Bewegung zu tun haben.
6. Des Preußen Stern soll weithin hell
erglänzen,
des Preußen Adler schweben wolkenan,
des Preußen Fahne frischer Lorbeer
kränzen,
des Preußen Schwert zum Siege brechen Bahn.
Und hoch auf Preußens Throne im Glanz von
Friedrichs Krone
beherrsche uns ein König stark und mild,
und jedes Preußen Brust sei ihm ein Schild!
Parodien:
Das Leben blüht, die Welt ist noch die,
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895 Nr. 21,
S. 17 (5 Strophen)
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919 Nr. 74, S. 65f.