Müllerlieb. (S.
10)
(Mel.: „Das Wandern ist des Müllers
Lust etc.“)
1. Der Schwerspath ist des Müllers Lust,
Der Schwerspath;
Der wird nicht dumpfig, wie das Mehl,
Er bringt viel ein und „kost’ nich
veel“,
Der Schwerspath.
2. Vom Gypsmehl haben wir’s gelernt,
Vom Gypsmehl;
Das ist so weiss, das ist so rein,
Das muss ein feines Kunstmehl sein,
Das Gypsmehl.
3. Und werden wir auch mal gestraft
Am Gelde,
Die strafe wird zu leiden sein,
Denn der Profit bringt’s doppelt ein
Am Gelde.
Der Knapphans. (S.
11)
(Mel.: „So Mancher steigt herum etc.“
Lied des Aschenmann.)
1. So Mancher geht daher
Als stolzer Millionair,
Der als Armeeliefrant
Sein Californien fand,
Für schlechtes Mehl und Brot
Kriegt’ Gold statt Kraut und Loth.
Wie schaut verächtlich an
Er mich, den armen Mann,
Den Knapphans.
2. Was kann ich wohl dafür,
Dass ich nur speculir’
Auf den Kasernen-Mann,
Der Gold nicht zahlen kann.
Verfolgt nicht gleichen Zweck,
Wer bei Schnaps, Wichse, Speck
Beknappt, fälscht und beschupft
Und pfennigweise rupft
Als Knapphans?!
Kunstgesundheitswein (S.
13f.)
1. Ein Heller und ein Batzen Die waren beide mein,
D’raus Kapital zu schlagen Macht’ ich
Gesundheitswein.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe!
D’raus Kapital zu schlagen Macht’ ich
Gesundheitswein.
2. Weinbauer ist ein Stoffel, Verlaust der
Weinstock ist,
Ich lob’ mir die Kartoffel Die keine Reblaus
frisst.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe! …
3. Und käm’ der Colorado,
Würd’ ich nicht flöten geh’n,
Ich mach’ als Wein-Mikado Kunstwein aus
Sägespän’.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe! …
4. Ein Kana ist mein Keller Und täglich
Hochzeit d’rin,
Dort heckt der rothe Heller Mir goldenen Gewinn.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe! …
5. Krankheiten all’ besiegen Soll mein
Gesundheitswein,
Kein Mensch von ihm wird kriegen Nicht Zipperlein
noch Stein.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe! …
6. Druckschwärze hundert Kilo Geh’n auf
Reclamen, dann
Wie’s Venusbild von Milo Staunt man mein
Kunstwerk an.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe! …
7. Spass sind Atteste ferner Zu acquiriren mir:
Fünf Thaler nimmt der Werner, Der Müller
nimmt nur vier.
Jupheidi! Wisst Ihr wie? Recipe:
Juchhe!
Fünf Thaler nimmt der Werner, Der Müller
nimmt nur vier.
Aber Bismarck! (S.
16f.)
(Mel.: „O Strassburg etc.“)
1. Bismarck, o Bismarck Du eisenblut’ger
Mann!
Geht denn das Reichsgesundheitsamt
Dich auch noch etwas an?!
2. Am Franzmann, am Franzmann Lass dir Genüge
sein!
Bist worden Marketender, Sorgst dich um Bier und
Wein?
3. Zu Häupten, zu Häupten Stehn dir der
Haare drei,
Ist’s Neid, wenn du nicht dulden willst,
Färbt Wer sein Haar mit Blei?
4. Beim Centrum, Bem Centrum Sei du
Culturkampfhahn,
„Im Umkreis sollst du Nesseln Und Unkraut
lassen stahn.“
5. Wer uns will bekämpfen Mit
Mühlenflügeln ficht.
Es will die Welt betrogen sein - Kein Bismarck
ändert’s nicht!
Schlachtgesang (S.
18)
Das Volk steht auf, der Sturm bricht los!
Sie fanden vom Gyps zehn Prozent in’nem
Kloss.
Pfui über die Kolben und die Retorten!
Pfui über die chemischen Topfgucker-Horden!
Weg mit dem schwefelammonichten Wicht! Ein
deutscher Fälscher grüsst ihn nicht,
Ein Fälschersmädchen küsst ihn
nicht,
Fall’ ihn an, Fälschermann,
Der den Tölke schwingen kann
Die besorgte Natur. (S.
19)
(Mel.: „Studio auf einer Reis’
etc.“)
1. Schüsse, heilige Natur, Jupheidie,
jupheida,
Ach wie gern auf Deiner Spur, Jupheidi, heida,
An der Hand der Wissenschaft
Such’ ich nach verborgner Kraft. Jupheidi
etc.
2. Mühsam es der Mensche verdaut,
Was Du alles aufgebaut,
Und dass nichts Du ohne Zweck
Schufest – nicht den kleinsten Dreck!
3. Wer z. b. in Lüneburg’s Haid’
Nichts sieht, als nur Schnucken-Weid’,
Irrt und schwatzt nur Schnuckenmist,
Weil er schief gewickelt ist.
4. Hier im boden, so steril,
Treibt Natur ein Wunderspiel,
Wovon freilich – das steht fest –
Sich ein Schaf nicht träumen lässt.
5. Süsse, heilige Natur:
Alles, alles Kieselguhr
(Infusorienerd’ genannt)
Ist das ganze Haideland.
6. Und darunter hier und dort
Weiss ich manchen schönen Ort,
Wo erschuf Mama Nautr
Blendend weiss die Kieselguhr.
7. Diese Erdart nichts erreicht:
Weiss wie Schnee und federleicht;
Auf zehn Schritte Jedermann
Sie als Mehl beeiden kann.
8. Gypsmehl, Schwerspath, weisse Kreid’
Uebertrifft dies Pulver weit,
Und nun hat es keine Noth
Zu verfältschen Milch und Brot.
9. Preis Natur, Dir, Deiner Macht!
Di Du Alle hast bedacht;
Jeder Dank Dir zollen kann,
Und auch ich, der Fälschersmann.
Alles nur ein Uebergang! (S. 22)
1. Was hadert Ihr, die Zeit sei schlecht
Und nicht mehr zu verdienen.
Weil Alle schreien: „echt, nur echt!“
Entrüstung in den Mienen!
2. So war es, und sow wird es sein,
Es ist die alte Leier,
Und ob sie flüstern, ob sie schrei’n
–
Es sind die alten Schreier!
3. Zahlt Einer einen Pfennig mehr,
Wenn etwas wirklich exht ist?
Kommt Billigeres nur daher –
Was fragt er, ob es schlecht ist!
4. Es will die Welt betrogn sein,
Und grad’ so viel Vergnügen
Trägt dies den Schreiern allen ein,
Als wir uns das Betrügen.
5. „Duck Dich! – ’s hat Alles
seine Zeit –
So lang die Wetter tosen;
Und lass vorüberhahn das Heut! –
So tröste Dich mit Mosen.
6. Denk’, wenn auf’s
Reichsgesundheitsamt
Die bösen Schreier pochen:
„Kein Mensch zu essen ist verdammt
So heiss, als man thut kochen.“
Der zufriedene Milchbauer. (S. 24)
(Von biederen Milchmännern beim Melken zu
singen.)
1. Fortuns lässt sich melken
Von Buben und von Schälken;
Melkt sie nur immer zu!
Ich melke meine Kuhe.
Stripp, strapp, stroll,
Ist der Eimer voll.
2. Fortuna lass’ ich grüssen!
Ich steh’ auf eignen Füssen,
Selbst meines Glückes Schmied
Bin ich vergnügt damit.
Stripp, strapp, stroll,
Ist der Eimer voll.
3. so lange nicht geronnen
Die Milch, so lang der Bronnen
Dieselbe lieblich bläut
Lacht mir Zufreiedenheit.
Stripp, strapp, stroll,
Ist der Eimer voll.
Froehliche Faelscher-3