Gesellschaftslied
Chor: Freut euch des Lebens,
weil noch das Lämpchen glüht;
pflücket die Rose, eh’ sie
verblüht.
1. Man schafft so gern sich Sorg’ und
Müh’
Sucht Dornen auf und findet sie,
und lässt das Veilchen unbemerkt,
das dort am Wege blüht.
Freut euch des Lebens etc.
2. Wenn scheu die Schöpfung sich
verhüllt,
Und laut der Donner ob uns brüllt,
Dann lacht am Abend nach dem Sturm
Die Sonne, ach, so schön!
Freut euch des Lebens etc.
3. Wer Neid und Missgunst sorgsam flieht
Und G’nügsamkei im Gärtchen zieht,
Dem schießt sie schnell zum Bäumchen
auf,
Das goldne Früchte trägt.
Freut euch des Lebens etc.
4. Wer Redlichkeit und Treue liebt
Und gern dem ärmern Bruder giebt,
Bei dem baut sich Zufriedenheit
So gern ihr Hüttchen auf.
Freut euch des Lebens etc.
5. Und wenn der Pfad sich furchtbar engt
Und Missgeschick uns plagt und drängt,
so reicht die Freundschaft schwesterlich
dem Redlichen die Hand.
Freut euch des Lebens etc.
6. Sie trocknet ihm die Thränen ab
und streut ihm Blumen in das Grab,
sie wandelt Nacht in Dämmerung
und Dämmerung in Licht.
Freut euch des Lebens etc.
7. Sie ist des Lebens schönstes Band,
Giebt Brüdern traulich Hand um Hand.
So wallt man froh, so wallt man leicht
ins bess’re Vaterland.
Freut euch des Lebens etc.
Geschichte / Kommentar:
Den Text des Liedes schrieb 1793 Johann Martin
Usteri (1763-1827). Franz Magnus Böhme schreibt u. a. dazu:
Text ohne Namen bei Verfassers im Musenalmanach
für 1796 S. 27, zugleich mit der heute noch gesungenen Melodie von
Hans Georg Nägeli. – Nägeli’s Melodie steht schon
in ‚Freimaurer Lieder’ von Böheim. Berlin 1794. Mit
Usteri’s Namen in ‚Neue schweizerische Blumenlese’,
1. Theil. S. Gallen 1798 S. 49. – Dies einfache Lied wurde in
Deutschland und der Schweiz sehr vielmal gedruckt und
ungezähltemal zur Erheiterung der Gesellschaft gesungen.“
Bis heute ist das Lied in den meisten
Liederbüchern. Unter anderem, in:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage, Verlag der
Horvath’schen Buchhandlung (Eduard Döring), Potsdam 1859,
Nr. 10, S. 9.
Parodien und Kontrafakturen:
Haltet zusammen Wahret die junge Saat (Text: W. Steinhäuser, Vm).
In: Handwerker-Ldb. Berlin, 18e8, Nr. 5, S. 11;
Handwerker-Ldb. Potsdam 1859, Nr. 10, S. 9
Rüstig und munter! (Text: C. Röder, Vm),
In: Handwerker-Ldb. Berlin, 18e8, Nr. 25, S. 35;
Handwerker-Ldb Potsdam 1859, Nr. 15, S. 13
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 304,
S. 230f.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vermehrte Auflage, Hrgg. v.d. Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4, Druck und Verlag von Eduard Krause, Berlin
1848, Nr. 5, S. 11
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage, Verlag der
Horvath’schen Buchhandlung (Eduard Döring), Potsdam 1859,
Nr. 10, S. 9.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1859,