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Arbeiterliedarchiv
Lancken
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im e.V.
Musik von unten
Drei Gesellen

1. Es waren drei Gesellen,
sie taten, was sie wollen.
Der eine hat ein Rausch,
der zweite, der war voll,
Der dritte sprach: „Ihr Brüder,
Und mir ist auch nicht wohl.“

2. Gesellen, vor uns soll es
bleiben verschwiegen,
Wir wollen dem Meister
seine Arbeit lassen liegen.
Wir wollen ein wenig spazierengehn
Zum roten kühlen Wein,
wo die schöne Menschen sein.

3. Und als wir ins Wirtshaus
sind gekommen,
Frau Wirtin hat uns ja
ganz höflich empfangen.
„Seid’s kommen, seid’s kommen,
Gesellen mein!
Was schafft ihr für ein Essen,
Was trinkt ihr für ein’ Wein?“

4. „So haben wir kein’ ungarischen,
trinken wir ein’ fränkerischen
Und haben wir kein’ fränkerischen,
trinken wir ein’ ungarischen.
Der ungarische Wein
ist ein sehr guter Wein –
Den wollen wir jetzt trinken
Und auch drauf lustig sein.“

5. Und als wir gegessen
und getrunken haben,
Da kommet dem Meister
sein rotziger Knabe:
„Gesellen, ihr sollet
nach Hause gehen,
Den Abschied sollt ihr’s nehmen,
In Gottes Namen gehen!“

6. Und als wir nach Hause
sind gekommen,
Da hören wir den Meister
im Zimmer herumbrummen:
„Ihr scheint’s mir die wahren
Gesellen zu sein
Beim Fressen und beim Saufen –
Bei der Arbeit hab’ ich kein’.“

7. Wir nehmen den Binkel
wohl auf den Rücken
Und reisen wohl über die
fränkerische Brücken,
Da kommet dem Meister
sein Töchterlein:
„Gesellen, ihr sollt bleiben,
Ohne euch kann ich nicht sein!“


Der Wanderfreund. Fritz Ulrich’s gesammelte Handwerker-, Wander- u. Arbeiterlieder, Altona-Hamburg, 1929, Nr. 205, S. 185
Es wohnte ein Krauter

1. Es wohnte ein Krauter
zu Frankfurt an dem Maine,
Der hatte die Gesellen
zu zweien und zu dreien.
Und der erste, der sprach:
„Mir ist es gar nicht wohl!“
Der zweite war besoffen,
der dritte, der war faul.

2. Gesellen, Gesellen,
es sei unter uns verschwiegen,
Wir lassen dem Krauter
die Arbeit heute liegen,
Und wir wollen ein wenig
spazieren geh’n
Zu Frankfurt an dem Maine
und schön’re Mädchen seh’n.

3. Und als die Gesellen
zur Herberg’ sind gekommen,
Da hat sie der Vater
gar freundlich aufgenommen:
„Gesellen, Gesellen,
willkommen sollt Ihr sein!
Was, was wollt Ihr zu essen haben,
was trinkt Ihr für ein’n Wein?“

4. „Zu essen wollt’n wir haben
den besten Schweinebraten,
Und was wir wollen trinken,
das ist ja leicht zu raten!
Denn der fränkische Wein,
das ist auch ein guter Wein;
Denselben woll’n wir trinken
und dabei lustig sein!“

5. Und als die Gesellen
gegessen und getrunken,
Da schickte der Krauter
den jüngsten Lehrjungen:
„Gesellen, Gesellen,
zu Hause sollt Ihr komm’n;
Den Abschied sollt Ihr haben
in einer Viertelstund’!“

6. Und als die Gesellen
nach Hause sind gekommen
Da hat sie der Krauter
gar patzig aufgenommen;
„Ihr scheint mir die rechten
Gesellen zu sein
Zum Fressen und zum Saufen,
zur Arbeit hab’ ich kein’n!“

7. Da schnürten die Gesellen
ihr Felleisen auf dem Rücken,
Und wandereten über
die Sachsenhäuser Brücken.
Da begegnet ihn’n
des Meisters Töchterlein:
„Gesellen, wollt’ Ihr reisen,
dann bleibe ich nicht allein!“

8. Der erste, der fasst sie
ans seidene Schürzchen,
Der zweite, der fasste ans
Zippel-Zappel-Röckchen Höll’!“
Und der dritte, der legte sich
oben, oben auf;
Da kam der Meister gelaufen
und deckt sein Schurzfell drauf.

9. „Ach Meister, ach Meister,
was wollen Sie nun haben?
Nach dreiviertel Jahren ein’n wunderschönen Knaben?
Der soll werden ein kühne
Handwerksgesell,
damit er auch kann reisen
zum Teufel in die Höll’!“

Andere Titel: 
Text: unbekannt,
Melodie: unbekannt,
Noten: Hier, EB3-1619-439,  
Hoffmann-v-F-Schles-209, Lewalter-1890-4-68,
Vorlage:
Kategorie:
Vagabund Kunde Monarch, Handwerksburschen,
Zeit: 18./19. Jh. und 20. Jh.,
Varianten: 
 
Geschichte / Kommentar: 

Das Lied „Es waren drei Gesellen“ hat Johannes Künzig 1957 in Schwabach aufgenommen und auf einer Platte verewigt. Von ihm hat die Gruppe Liederjan das Lied übernommen und mit kleinen Änderungen in das Folkrevival der 1970er Jahre eingebracht. Künzig notierte zur Aufnahme:

„Ein mit Vorliebe im Wirtshaus oder bei angeregter Geselligkeit gesungenes derbes Handwerksgesellenlied jüngerer Prägung. Es singen drei Männer, die Melodie liegt in der Mittelstimme. Gesungen von drei Männern aus Némtker, Tolnau, Aufgenommen in Schwabach 1957.“

Erk/Böhme Bd. 3 Nr. 1619, S. 439 dokumentieren ebenfalls das Lied, dass sie „Der Gesellen Rache" betiteln. Allerdings übernimmt Böhme nur die ersten sieben Strophen, die beiden letzten „in gar zu derber Handwerksburschensprache und voller Gemeinheit mußten fortbleiben". Außerdem tauscht er eventuell anstößige Begriffe wie „Krauter" gegen „Meister" aus. Als Herkunftsregion benennt er „Oberhessen u. dem Nassauerlande" und als Zeitraum nennt er 1880.

Abschließend verweist er auf andere Zeugnisse zu dem Lied:
Mel. und Text aus Oberhessen und dem Nassauerlande 1880. - Aehnlich Erk II. 4/5, Nr. 39. Hoffmann, schlesische Volksl. 209. Simrock 83. Fiedler 22. A. Müller (erzgebirgische Volksl. S. 115. Mittler 1518 (aus Hessen). J. Lewalter IV. Nr. 45. -

Bei Lewalter, der immerhin acht Strophen dokumentiert (nur die letzte fehlt), bestellen die Gesellen son-derbarer weise nichts zu essen, dafür trinken sie aber noch bayrisches und sächsisches Bier (wer da wohl seinen Stift mit im Spiel hatte.

In neuerer Zeit ist noch eine weitere Strophe dazu gekommen:

10. Und als die Gesellen in der Hölle angekommen.
Da hat sie der Teufel mit Freuden aufgenommen.
Gesellen, Gesellen, Willkommen sollt ihr sein, hei, Willkommen sollt ihr sein.
/: Zum Fegefeuer schnüren und dabei lustig sein. :/


Die drei Gesellen sind im Volksgesang ein beliebtes Thema gewesen. Ein anderes Lied beispielsweise die Geschwätzigkeit eines der Gesellen zum Anlass für eine musikalische Geschichte genommen: „Es war’n mal drei junge Gesellen“.

Das Lied „Es waren drei Gesellen“ ist nicht zu verwechseln mit „Es saßen drei Gesellen“, oder „Es waren drei Junggesellen“.

- siehe: Liederjan, Drei Gesellen (Es waren drei Gesellen sie taten was sie wollten)


Quelle:

Hoffmann von Fallersleben, Schlesische Volkslieder, Leipzig 1842, Nr. 209. S- 245.
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher Liederhort, Leipzig 1925. Bd. 3, Nr. 1619
Johann Lewalter, Deutsche Volkslieder. In Niederhessen aus dem Munde des Volkes gesammelt. Ham-burg 1890 Heft 4, S. 68.
Der Wanderfreund. Fritz Ulrich’s gesammelte Handwerker-, Wander- u. Arbeiterlieder, Altona-Hamburg, 1929, Nr. 205, S. 185
Zupfgeigenhansel, Es woll ein Bauer früh aufstehn, S. 144f. (9 Str. nach Peter Rohland)

Disco:
Peter Rohlandt, Landstreicherballaden, Thorofon RTH 154, LC 4775,
Liederjan live aus der Fabrik. Deutsche Volkslieder aus 5 Jahrhunderten, elektra ELK 52 042, LC 0192.

 
 
 
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