Arbeiters Loos.
Es schneit und friert, es pfeift so kalt der Wind,
Die Kälte macht die Wagenräder knarren;
Der Körper unbedeckt, das Auge
erblind’t,
Der Magen hohl, die Glieder zum Erstarren:
So schleicht ein Proletarier einher,
Er möchte gern sich sätt’gen und
erwarmen,
Zur Arbeit taugt der Arme nimmermehr.
O habt Erbarmen, habt Erbarmen!
2. Verdienet hat er nimmer diese Noth,
Denn treu und fleißig war er stets im Leben,
Doch hat man für die Arbeit, statt dem Brot,
Im schlechten Lohn ihm Steine nur gegeben.
Was er erwarb in seiner Jugend-Kraft,
War nicht genug zum Kraftersatz dem Armen;
Deshalb erlahmte er und war erschlafft.
O habt Erbarmen, habt Erbarmen!
3. Nur für den Reichthum schuf er Glanz und
Pracht,
Den Prinzipalen bracht’ er all sein Streben;
Die haben ihm für Arbeit Tag und Nacht
Nicht das zum Leben Nöthigste gegeben.
So schwanden hin die Kräft’ im
Lebensstrauß,
Er ward zum Krüppel; weh’, o weh’
dem Armen!
Als nicht mehr brauchbar stieß man ihn
hinaus.
O hat Erbarmen, habt Erbarmen!
4. Seit zwanzig Jahren plagt er ehrlich sich,
Vom sechsten Jahr schon fing er an zu schaffen.
Noch Jüngling fast und ach, wie
fürchterlich!
Nicht mehr im Stande sich emporzuraffen.
Ein Greis schon in des Lebens schönster Zeit,
Vom Capital verdammt zum Betteln, Darben.
Er ruft den Tod: erlöse mich vom Leid!
O hab’ Erbarmen! Ach, Erbarmen!
5. Ha, Proletarier, schauet Ihr dies Bild?
Seht, dies ist Dankbarkeit, ist Lohn der Reichen.
Das Aug’ ist hohl, der Blick ist stier und
wild,
Verzweiflung will den Armen schier beschleichen;
Schon streckt der Tod die Hippe nach ihm aus,
Um zu befrei’n von allem Schmerz den Armen,
Ihn heimzuführen in des Vaters Haus.
Der hat Erbarmen, ja, der hat Erbarmen.