Das stumme Königreich
1. Es herrscht ein König voller Macht
gar über viele Leute,
er führt sie nicht zu Kampf und Schlacht
und macht doch reiche Beute.
Den Bienen gleich, ein dunkler Schwarm,
so ziehen sie zur Zeche
und kräftig streckt des Handwerksarm
die Stahl- und Eisenbleche,
Sonst ist’s stumm, ringsum,
Im Königreiche Stumm.
2. Der schwere Eisenhammer stöhnt
und senkt sich wuchtig nieder,
daß ringsherum die Erde dröhnt,
erschütternd alle Glieder
den Männern, die bei weißer Gluth
der Oesen Nachen schüren,
Halbnackend, schwitzend bis auf’s Blut,
die Eisenklötze führen.
Sonst ist’s stumm, ringsum,
Im Königreiche Stumm.
3. Der König spricht: „Ich sorg’
für euch,
stets könnt ihr auf mich zählen,
dafür dürft ihr in meinem Reiche
auch keinen andern wählen!
Was wären, wenn man mich nicht
hätt’?
Zwar habt ihr freien Willen,
jedoch schlag’ ich an’s schwarze
Brett,
die meinen nicht erfüllen!“
Sonst ist’s stumm, ringsum,
Im Königreiche Stumm.
„Ob Lehrer oder Lieferant,
ob Säugling in der Weindel,
wer selber denkt in meinem Land,
der schnür’ nur gleich sein
Bündel!
Ich bin ein Herrscher mächtig, große!
Dess’ sind mit Tausend Zeugen,
in meiner Hand nur ruht ihr Loos,
daß stumm sie mir sich beugen!“
Sonst ist’s stumm, ringsum,
Im Königreiche Stumm.
5. Stumm ist’s ringsum im Königreich,
wie man auch pocht und hämmert,
ob auch in manchen Köpfen gleich
es schon allmählich dämmert:
„Zwar herrschet noch das schwarze Brett,
wir hämmern und wir schweißen;
doch kommt die Zeit, die macht es wett,
dann wird es nicht mehr heißten:
Sonst ist’s stumm, ringsum,
Im Königreiche Stumm.