Roter Raketen-Marsch.
Elend und Hunger bedrücken uns schwer,
versklaft, unterjocht ist der Arbeiter Heer.
Weißer Terror rast erbarmungslos,
vorwärts, Proleten, zum Gegenstoß!
Rote Raketen erhellen die Nacht,
zeigen den Weg zur Entfaltung der Macht.
Arbeiter, Bauern, in Stadt und Land,
reicht euch zum Kampfe die Hand
2. Rotes Rußland, du Arbeiterstaat,
gingst uns voran mit befreiender Tat.
Aus Unterdrückung und Knechtschaft entstand
frei aller Schaffenden Vaterland.
Rote Raketen erhellen die Nacht,
rote Soldaten steh’n auf der Wacht,
Arbeiter, Bauern der Sowjetunion
schützen die Revolution!
3. Sklaven am Pflug, in Schacht und Fabrik
erkämpft euch die Arbeiterrepublik.
Werft endlich ab euer Fesseln Last,
schließt euch zusammen und Tritt
gefaßt,
Rote Raketen erhellen die Nacht,
geben Signale zur letzten Schlacht,
Arbeiter, Bauern, macht euch frei,
vorwärts folgt Lenins Partei.
1/3 später auch: Nazi-Terror.
Geschichte / Kommentar:
(Alleiniges Verlagsrecht Rot-Front-Verlag.)
Die im Herbst 1927 anlässlich eines
„Roten Pressetages“ der Roten
Fahne mit finanzieller Unterstützung
der Zeitung als KJVD-Truppe gegründete Agitpproptruppe „Rote
Raketen“, war spätestens seit dem Sommer 1928/29 die
Werbetruppe für den Roten Frontkämpferbund (RFB). Ihr
Truppenlied war der Rote Raketenmarsch. Musikalisch unterstützt
wurde die Truppe von einer kleinen Jazzkapelle, „mit der sie nach
Beendigung des offiziellen Programms zum Tanz aufspielte“.
(Lammel/Andert, Nr. 121, S. 152. Mit einem alten Auto bereisten sie
ganz Deutschland. 1928/29 fand mit dem Roten
Raketenmarsch erstmals der Text einer
Agitproptruppe seinen Weg in ein Frontkämpfer-Liederbuch.
(Rot-Front-Verlag Ernst Thälmann, S. 13). Die veränderte
Politik der Partei führte dazu, dass sich Anfang 1929 die für
das Reichstreffen in Hamburg vorgesehen Gruppe spaltete. Nachdem
kurzzeitig zwei Gruppen gleichen Namens agierten, nannte sich die auf
Parteilinie verbliebene nach dem RFB-Verbot Sturmtrupp Alarm.
Die Mitglieder der anderen Gruppe wurden als
Brandleristen bekämpft. Inge Lammel, Lieder
der Agitprop-Truppen vor 1945, Das
Lied im Kampf geboren Heft 2, Leipzig 1958/59, S. 59 begründete
die Tatsache, daß sie den Komponisten nur mit E. F. angegeben
hatte, damit, daß „er der Sache der Arbeiterbewegung
abtrünnig“ geworden sei. Am 7.11.1928 schrieb Frida Rubiner
in der HVZ über die „Roten Raketen“ u.a.: „Der
Macher ‘vons janze’ ist Harry Rothziegel, einer der
‘Väter’ der proletarisch-revolutionären Revuen.
Genosse W. Adam ist das beste Schauspielertalent, der Genosse Futran,
der ebenso gut Ziehharmonika wie Geige spielt, ist der musikalische
Geist des kleinen Ensembles“.
Der Verlag Junge Garde führte 1930 in seinem Liederbuch Unter roten Fahnen die
Übernahme von Liedern der Agitproptruppen fort. An herausragender
Stelle stand zu jener Zeit Das Rote
Sprachrohr, Berlin, das allein mit
fünf Liedern vertreten war, doch auch die anderen Gruppen stammten
ausschließlich aus Berlin:
Quellen:
Front Kämpfer Liederbuch, 21.-40. Tausend,
Berlin 1928/29, Nr. 13; Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928,
Nr. 20, S. 10.
Arbeiterlieder. Unter roten Fahnen. Kampflieder,
ca. 1930 (Lammel Nr. 428), Nr. 25, S. 18.
Hoffmann/Hoffmann-Ostwald, „Die Roten
Raketen - Berlin. Drei Szenen“, in: Deutsches
Arbeitertheater 1918-1933, Berlin 1961, S.
238f.
Lammel/Andert Nr. 121, S. 152.
Eine historische Aufnahme des Liedes befindet sich
auf der LP Vorwärts und nicht
vergessen. Musik der Arbeiterbewegung in
Dokumentaraufnahmen, ETERNA 810052.