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Arbeiterliedarchiv
Lancken
im e.V.
Musik von unten
Das Lied
von meinem Hut

1.
Einst hob der Wind mich über Feld
in heißer Sonnenglut,
und in der Tasch kein Kreuzer Gel,
jedoch in meinem Hut!

2.
Was sah ich da am Wege stehn?
ein Mägdlein voller Glut
Ich konnte ihr Gesicht nicht sehn
zu tief saß ihr der Hut

3.
Bald hatt’ ich ihr die Lieb’ erklärt,
ich hatte großen Mut!
Und in der Tasch’ kein Kreuzer Geld,
jedoch in meinem Hut!

4.
Vergangen war’n kaum ¾ Jahr’,
seht was die Liebe tut!
Gebar sie einen kleinen Sohn,
auch der war in dem Hut!

5.
Da wurd’ ich vor Gericht gestellt
und sollt’ bezahlen gut!
und in der Tasch’ kein Kreutzer Geld,
jedoch in meinem Hut!

6.
Und wenn ich nun einst sterben wer’
und bin dann Einer gut,
vermach’ ich ihr zu meiner Ehr’
auch meinen alten Hut!


Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein Bd. 2, Leipzig und Berlin 1904, S. 36f.
Der Hut

1.
Der Wind weht übers Stoppelfeld
In sonnenheißer Glut,
Und in der Tasch’ kein’n Kreuzer Geld,
Aber immer mit dem Hut.
Heidi heidu heidallalla usw.

2.
Was sah ich dort am Wege steh’n?
Ein Mädchen voller Glut;
Ich konnt’ sie ins Gesicht nicht seh’n,
Denn sie trug einen Hut.
Heidi heidu heidallalla usw.

3.
Ich sah ja nur ihr halb Gesicht,
Sah aus wie Milch und Blut,
Ich sprach zu ihr: „Mein liebes Kind,
Ich bin dir herzlich gut!“
Heidi heidu heidallalla usw.

4.
Es dauert kaum drei Vierteljahr,
Und was die Liebe tut,
Gebar sie schon ein Kindelein,
Und das trug einen Hut.
Heidi heidu heidallalla usw.

5.
Dazu sollt’ ich der Vater sein,
Das war mir gar nicht gut,
Ich hab’ sie nur ein einzig Mal
Gesehen mit dem Hut.
Heidi heidu heidallalla usw.

6.
Da kann man seh’n, wie die Mädchen sind;
Seh’n aus wie Milch und Blut.
Und eh’ man es sich recht versieht,
Verloren ist der Hut.
Heidi heidu heidallalla usw.


Der Wanderfreund. Fritz Ulrich’s gesammelte Handwerker-, Wander- u. Arbeiterlieder, Altona-Hamburg, 1929, Nr. 197, S. 178f.

Andere Titel: 
Text: unbekannt,
Melodie: unbekannt,
Noten:
Hier
Vorlage:
Kategorie:
Handwerksburschen;
Zeit: 19./20. Jh.,
Stichworte: Hut, Trudellied; Seestädter; Zunft der Fremden Rechtschaffenen Maurer und Zimmerleute,
Geschichte / Kommentar:

Das Lied („Der Wind weht“) ist dokumentiert in dem „Wanderfreund“ von Fritz Ulrich aus dem Jahr 1929 (Nr. 197). Ohne die letzte Strophe hat es die Gruppe Liederjan von einem Gewährsmann aus Norderstedt bei Hamburg gehört, der zur „Zunft der Fremden Rechtschaffenen Maurer- und Zimmerleute, in der Umgangssprache auch Seestädter oder Hamburger Zimmerleute genannt“ gehörte. Diese Zunft ist an ihrer Manchester-Kluft mit weiten Hosenbeinen, der schwarzen Ehrbarkeit (Schlips) und eben diesem Schlapphut erkennbar, der über einen Rand verfügt, der nicht größer als 15 c. ist. Der Hut wird nur abgenommen, wenn es eine warme Mahlzeit gibt oder natürlich beim Schlafen.

Das Lied ist ein Trudellied. Trudeln ist ein alter Brauch, bei dem ein Geselle, dem eine Verfehlung nachgewiesen wird, zur Strafe auf den Tisch über ein zwölfkantiges (Trudel) Holz gezogen wird. Heute geschieht das meist nur noch aus „Lustbarkeit und Fröhlichkeit“, z.B. beim Faßschmoren (Bier trinken).
Eine ähnliche Fassung findet sich im Jahre 1904 im zweiten Band von Hans Ostwalds „Lieder aus dem Rinnstein“.


Die Fassung „Eins hob der Wind“) wurde von Hans Ostwald um die Wende zum 20. Jahrhundert herum von K. G. (mehr nicht bekannt) zugesandt, der es in einer Breslauer Kneipe hat singen hören.




Quelle:

Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein Bd. 2, Leipzig und Berlin 1904, S. 36f.
Der Wanderfreund. Fritz Ulrich's gesammelte Handwerker-, Wander- u. Arbeiterlieder, Altona-Hamburg, 1929, Nr. 197, S. 178f.


Disco:
Liederjan, Der Mann mit dem Hut. Philips, 1981 (LC 0305)


 
 
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