Altes Soldatenlied
(auch: Kapitän und Leutenant; Was die
Soldaten frommt)
1. Ein Schifflein sah ich fahren,
Capitain und Lieutenant,
darinnen war’n geladen
drei brave Compagnien Soldaten,
Capitain, Lieutenant,
Fähndrich, Sergeant,
nimm das Mädel, nimm das Mädel,
nimm das Mädel bei der Hand
:;: Soldaten, Kameraden. :,:
2. Was sollen die Soldaten essen,
Capitain und Lieutenant,
Gebratene Fisch und Kressen,
Das sollen die Soldaten essen,
Capitain Lieutenant …
3. Was sollen die Soldaten trinken,
Capitain und Lieutenant,
Den besten Wein, der zu finden
Den sollen die Soldaten trinken.
Capitain, Lieutenant,
Capitain Lieutenant …
4. Wo sollen die Soldaten schlafen,
Capitain und Lieutenant,
Bei ihrem Gewehr und Waffen,
Da müssen die Soldaten schlafen,
Capitain Lieutenant …
5. Wo sollen die Soldaten tanzen,
Capitain und Lieutenant,
Bei Haarburg auf der Schanzen,
Da müssen die Soldaten tanzen,
Capitain Lieutenant …
6. Wo kommen die Soldaten im Himmel,
Capitain und Lieutenant,
Auf einem weißen Schimmel,
Da reiten die Soldaten im Himmel,
Capitain Lieutenant …
7. Wo kommen die Offiziers in die Höllen,
Capitain und Lieutenant,
Auf einem schwarzen Fohlen,
Da wird sie der Teufel sämmtlich
alle mit einander schon holen,
Capitain Lieutenant …
Quelle:
Kretzschmer, Deutsche Volkslieder mit ihren
Original-Weisen, Berlin 1840 Nr. 80, S. 144ff. (7 Str.)
Altes Soldatenlied (2)
(auch: Kapitän und Leutenant; Was die
Soldaten frommt)
1. Ein Schifflein sah ich fahren,
Kapitän und Leutenant,
darinnen waren geladen
Drei brave Compagnien Soldaten.
Kapitän, Leutenant,
Fähnrich, Sergeant,
Nimm das Mädel :|: bei der Hand!
Soldaten, Kameraden!
2. Was sollen die Soldaten essen?
Kapitän und Leutenant?
Gebratene Fisch mit Kressen,
Das sollen die Soldaten essen,
Kapitän, Leutenant etc.
3. Was sollen die Soldaten trinken?
Kapitän und Leutenant?
Den besten Wein, der zu finden,
Den sollen die Soldaten trinken.
Kapitän, Leutenant etc.
4. Wo sollen die Soldaten schlafen?
Kapitän und Leutenant,
Bei ihren Gewehren und Waffen,
Da sollen die Soldaten tanzen.
Kapitän, Leutenant, etc.
5. Wo sollen die Soldaten tanzen?
Kapitän und Leutenant,
Auf ihren Mauern und Schanzen,*
Da sollen die Soldaten tanzen.
Kapitän, Leutenant etc.
6. Wie kommen die Soldaten in den Himmel,
Kapitän und Leutenant?
Auf einem weißen Schimmel
Da reiten die Soldaten in den Himmel,
Kapitän, Leutenant etc.
* Diese Zeile hieß ursprünglich:
„Bei Haarburg auf der Schanzen“.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied ist bereits in mehreren
ausführlichen Arbeiten gewürdigt worden. John Meier (SAfBl 20
[1916], S. 206ff.) weist nach, dass sich das Lied aus mindestens drei
Bestandteilen anderer Lieder zusammensetzt.
1. Die 1. Strophe ist der Ballade vom Grafen und
der Nonne nachempfunden.
2. Das zentrale Thema stammt von dem
Schäferlied „Schäfer sag, was willst du essen?“
3. Das dritte Motiv findet sich in dem Lied
„Ach Mutter, gib mir einen Mann“.
Welche jeweiligen Versionen der drei oben
genannten Lieder auf dieser Fahrt aber dort miteinander wie vermischt
wurden ist ungeklärt. Das gleiche gilt natürlich für die
Entwicklung dieser Lieder
Das Lied ist im Winter 1781/82 auf dem englischen
Transportschiff „Polly“ im 15. hannoverschen Regiment
entstanden. Buhmann und Haeseler dürften mit ihrer Erklärung,
dass es sich um zwangsrekrutierte Soldaten handelt, die von den
deutschen Fürsten an England verkauft worden waren. Sie befanden
sich auf der Überfahrt nach Nordamerika, um dort als Söldner
die englischen Kolonien verteidigen sollten. (Leider geben sie für
ihre Interpretation keine Quelle an, aber die Interpretation ist
nachvollziehbar. Allerdings war man in jener Phase des Folkrevival
schnell mit Interpretationen bei der Hand, die in die politische Zeit
und Szene passte – egal ob sie historisch nachweisbar war oder
nicht).
Erk/Böhme, die man ist geneigt zu sage
„natürlich“ die siebte Strophe weglassen,
bringen eine Melodie, die sie aus „dem preußischen
Soldatenliederbuch“ aus dem Jahr 1881, Nr. 61 stammt. Sie deckt
sich aber im Wesentlichen mit jener Kretzschmers von 1838.
Die Melodie des Refrains ging zu Beginn des 19.
Jh. in das französisches Lied über:
„Catitaine, Lieutenant,
Frédéric, Sergent
Flickmann, Landremann
Tess’ Camerade“.
Flickmann soll Künzig zufolge
„Flügelmann“, bzw. „Landwehrmann“
bedeuten, das waren 1818 in Templeuve zurückgebliebene Husaren,
die das Lied dorthin gebracht haben sollen.
In der Zeit des Ersten Weltkriegs war das Lied bei
den Soldaten sehr beliebt. Es befindet sich in den meisten
späteren Liedersammlungen zum Ersten Weltkrieg.
Johann Lewalter, 1918 (1862-1935) (Titel:
Kapitän und Leutenant) haben 7 Strophen. Die 7. Strophe lautet:
Wie kommen die Franzosen in die Hölle?
Kaptän und Leutenant!
Auf einem schwarzen Fohlen,
da soll sie der Teufel holen,
Kapitän, Leutnant usw.
(Ähnlich bei Künzig 1927
Aus der deutschen Melodie hier ist die zu der 1830
von Delavigne gedichteten „Parisienne“ hervorgegangen
Quellen:
Kretzschmer, Deutsche Volkslieder mit ihren
Original-Weisen. Unter Mitwirkung des Herrn Professor Dr. Maßmann
in München, des Herrn von Zuccalmaglio in Warschau und mehrerer
anderer Freunde der Volks-Poesie, Berlin 1840 Nr. 80, S. 144ff. (7
Str.)
Erk/Böhme III Nr. 1325, S. 208f. und Nr.
1326, S. 209f.
Artur Kutscher, Das richtige Soldatenlied, Berlin
1917, S. 34f.:
Johannes Künzig, Lieder der badischen
Soldaten, (Ausgabe B), Leipzig 1927, Nr. 20 S. 33f.
Reinhard Olt, Krieg und Sprache. Untersuchungen zu
deutschen Soldatenliedern des Ersten Weltkriegs, Gießen 1980, Bd.
2, Nr. 85 S. 49f.
L. Röhrich/R. W. Brednich, Dt. Volkslieder
II. Texte und Melodien, 1967, S. 315,
Heide Buhmann, Hanspeter Haeseler, Das kleine
dicke Liederbuch, Darmstadt 1981 (2. Aufl.), S. 420.
Weltkriegs-Liedersammlung. Mit Unterstützung
der Welkriegsbücherei-Stuttgart, der Deutschen
Bücherei-Leipzig und zahlreicher Kriegsteilnehmer bearbeitet und
ausgewählt, Dresden 1926, S. 43f
Heinrich Kaufmann, Genossenschaftliches
Liederbuch. Band 1: Deutsche Volkslieder und Genossenschaftslieder.
Verlagsanstalt des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine Hamburg
1910, Nr. 19, S. 21f.
John Meier in SAfBl 20 (1916), 206ff.
Lucke in ZFVk 28 (1928), 79ff.