Deutsche Freiheit
1. Eichlaubumwoben zieh’st Du heim,
Du hast Dich brav geschlagen,
Und fast jedweden zweiten Mann
Hast Du zu Grab’ getragen.
2. Gepflastert ist das Frankenreich
Mit deutschen Menschenleibern;
Im weiland heil’gen deutschen Reich
Da weint ein Heer von Weibern.
3. Eichlaubumwoben zieh’st Du heim,
Hörst Du die Jubellieder?
Aus tausend Augen winken Dir
Vielfreud’ge Grüße nieder.
4. O schöner Tag! - doch Abend wird’s
Und langsam die Sterne sinken,
Der Willkommsjubel ist verrauscht,
Festkerzenstummel stinken.
5. Die Waffe weg! das Werkzeug her!
Verspinnwebt liegt’s in der Eicken!
Du kannst nun für Dein täglich Brod
Die müden Glieder strecken.
6. Du hast recht viel erkämpft, o Volk -
Dem königlichen Schatze,
Du hast den Kön’gen hergestellt
Die schönste Lorbeer-Matratze.
7. Du aber ruh’st darauf nicht aus,
Mußt bei der Arbeit bleiben,
Und kannst Du’s nicht mehr, ei so kannst
Du Leierkasten treiben.
8. Den vaterländ’schen Thüren
kannst,
Indeß sie „Sieg“ d’rin
feiern,
Für ein paar Bettelkreuzer Du
Die „Wacht am Rhein“ vorleiern.
9. Wohl auf und ab im deutschen Reich
Giebt’s Opfermuthgeflunker,
Da sammeln sie viel Gut und Geld,
Die deutschen Fürsten und Junker.
10. Doch nicht um Deinen Wunden, Volk,
Heilpflaster aufzustreichen,
Und nicht um Dir für Deine Müh’
Verdienten Dank zu reichen.
11. Man kauft für Wilhelm einen Rock
Und eine neue Hose,
Vielleicht kauf man vom Papst auch noch
Für ihn die Tugendrose.
12. An Dich denkt Niemand, armes Volk,
Nur höchstens, wenn man voraussieht:
„Die Sammlung ginge doch nicht gut!,
Daß man Dir’s Hemd’ auszieht.
13. Was ist Dein Hemde gegen all’ die Pracht
Von neuen Kaiserkleidern,
Die ihm die deutsche Fürstenschaft
Zusammen jetzt that schneidern?!
14. Du brauchst kein Hemd, man wird dafür
Die Freiheit Dir zusteh’n,
Die Freiheit, Volk, im deutschen Reich
Auch barfuß noch betteln zu gehen.