Berliner Dirnenlied.
1. Eenes Abends nach dem Sturm
jing ick um den Juliusturm
kam de stolze Sitte her
Kleenet Mächen, komm mal her!
Berlin, o wie süß
is dein Paradies!
Der de „Freunde“ kennt,
die man Sitte nennt.
Eene Vaterstadt
schneid’ge Huren hat.
Schwamm darüber, tralala!
2. Hab’n se eene uffjefischt,
die so recht verkränkelt is,
kommt se nach de Fröbelstraß’;
im Krankenhaus, da macht et Spaß!
Berlin, o wie süß
is dein Paradies!
Der de „Freunde“ kennt,
die man Sitte nennt.
Eene Vaterstadt
schneid’ge Huren hat.
Schwamm darüber, tralala!
Juliusturm = der Spandauer Turm, in dem der
Kriegsschatz aufbewahrt wird; hier so viel wie: Jing ick um reiche
Kerle rum.
Sitte = Sittenpolizei
Geschichte / Kommentar:
Die Verse hat Hans Ostwald. in einem Berliner
Nachtkaffeehaus notiert. Eine Melodie hat er leider nicht erwähnt.
Quellen:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Bd. 1,
Leipzig / Berlin 1903, S. 89f. (OW 1.6.57).