An eine Tippelschickse
1. Du hast mir die Staude verbienet
die ich dir vordem lieh;
du hast die Schuld nicht gesühnet,
trotzdem ich längst dir verzieh.
2. Ich denke an deine Mienen,
an längstverstossenes Glück,
und sehe ich deine Bienen,
denk ich an dich zurück.
Geschichte / Kommentar:
Das rührende Lied eines Unbekannten, bei der
der Kunde an seine verflossene Tippelchickse erinnert wird, gehört
zu den wenigen Liebesliedern der romantischen Art. Zu dem Text, den
Hans Ostwals von A.H. (mehr nicht bekannt) mitgeteilt bekam paßt
von den vielen vorhandenen Melodie, die von Robert Schumann „Du bist wie eine Blume“
am besten. Obgleich dieser sie eigentlich einem Text von Heinrich Heine
zugedacht hatte.
WB:
Tippelschickse = vagabundierende Frau; weibliche
Kundin
Staude = Hemd
verbienet = verlaust
Quelle:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Leipzig
und Berlin 1904, S. 91f. (2.5.51)