Kriegslied von Zinkgref 1622
Drum gehet tapfer an, ihr meine Kriegsgenossen!
Schlagt ritterlich darein! Eur Leben unverdrossen
Fürs Vaterland aufsetzt, von dem ihr solches
auch
Zuvor empfangen habt: das ist der Tugend Brauch.
2. Eur Herz und Augen laßt mit Eifersflammen
brennen,
Keiner vom andern sich menschlich Gewalt laß
trennen.
Keiner den Anderen durch Kleinmuth ja erschreck,
Noch durch sein Flucht im Heer ein Unordnung
erweck.
3. Kann er nicht fechten mehr, er doch mit seiner
Stimme,
Kann er nicht rufen mehr, mit seiner Augen Grimme
Den Feinden Abbruch thu’ in seinem
Heldenmuth.
Nur wünschend, daß er theu’r
verkaufen mög sein Blut.
4. Ein jeder sei bedacht, wie er das Lob erwerbe,
Daß er in mannlicher Postur und Stellung
sterbe,
An seinem Ort besteh, fest mit den
Füßen sein,
Und beiß’ die Zähn zusammen und
beide Lefzen (Lippen) ein:
5. Daß seine Wunden sich lobwürdig all
befinden
Davornen auf der Brust und keine nicht dahinten.
Daß ihn der Todte selbst auch in dem Tode
zier,
Und man in seim Gesicht sein Ernst noch Leben
spür.
6. So muß wer Tyrannei geübriget will
leben,
Er seines Lebens sich freiwillig vor begeben.
Wer nur des Tods begehrt, wer nur frisch geht
anhin,
Der hat den Sieg und dann das Leben zum Gewinn.
Geschichte / Kommentar:
Das „Kriegslied für die
Landsknechte“ wurde 1622 von Jul. Wilh. Zinkgref gedichtet.
Eine erste gedruckte Fassung ist 1632 in der
Schrift: „Soldaten Lob Oder Unuberwindlicher Soldaten
Trutz“ von Joh. Fr. Weissen enthalten.
Mit anderem Anfang aber sonst gleichlautend ist
das Lied in Herder, Volkslieder I, 1778, aus Moscheroschs“
Schrift: „Philander’s von Sittenwald Gesichte“. 4.
Theil S. 114: „Wohlan, geht tapfer an, ihr meine
Kriegsgenossen“ Des Knaben Wunderhorn hat es aus
„Philander’s Strafschriften“ II, 573. (Vgl. dazu
Erk-Böhme, Liederhort Nr. 1309, S. 194f.)
Im 17. und 18. Jahrh. wurde das Lied nicht gesungen, was dazu
führte, dass keine Melodie erhalten ist. Durch Herders Volkslieder
kam das Lied wieder in das Bewusstsein und wurde seit ungefähr
1810 in Schulheften und Soldaten-Liederbüchern übernommen und
mit einer Melodie aus dem siebenjährigen Kriege versehen. Das war
EB zufolge das Soldatenlied „Kein besser Leben ist auf dieser
Welt zu denken“. Das Berliner Turnlieder-Buch zeigt, dass es auch
bei den Turnern gesungen wurde.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert befindet
sich das Lied in unterschiedlichen Liederbüchern.
Quelle:
Berliner Turnlieder - Buch. Mit einstimmigen
Singweisen, Berlin, bei Wilhelm Besser, ca. 1850 (?) Nr. 33, S. 40f.
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. III, Nr. 1309, S. 194f.
Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder des
Feuerwerks-Personals, Berlin 1901. Nr. 47, S. 71.
Frank Fischer, Wandervogel-Liederbuch, Leipzig
1912 (21.-40. Tsd., 255 S.), S. 45ff.
Weltkriegs-Liedersammlung. Mit Unterstützung
der Welkriegsbücherei-Stuttgart, der Deutschen
Bücherei-Leipzig und zahlreicher Kriegsteilnehmer bearbeitet und
ausgewählt, Dresden 1926, S. 558.
Deutsche Soldatenlieder ausgewählt von
Heinrich Scherrer, Klavierbegleitung von Theodor Salzmann,, Leipzig
1914 S. 98.
1924 Stahlhelm Bundes-Liederbuch, Auf Veranlassung
der Bundesleitung des StahlhelmB. d. F. Hrsgg von Prof. Dr.
Walther Werckmeister, Druck und Verlag von Gerhard Stalling, Oldenburg
i. O. , Magdeburg 1924, Nr. 481, S. 491f.