Drei Lilien
1. Drei Lilien, drei Lilien
die pflanzt ich auf ein Grab,
da kam ein stolzer Reiter
und brach sie ab.
Ju-vi-hei-ra-sa-sa-sa,
Ju-vi-hei-ra-sa-sa-sa-
Da kam ein stolzer Reiter
und brach sie ab
2. Ach Reitersmann, ach Reitersmann,
Laß doch die Lilien stehn,
Sie soll ja mein Feinsliebchen
Noch einmal sehn
Juvifeirasasasa
Juvivallerallera!
Die soll ja mein Feinsliebchen
Noch einmal sehn
3. Und sterbe ich noch heute,
So bin ich morgen todt,
dann begraben mich die Leute
ums Morgenroth.
Juvifeirasasasa
Juvivallerallera!
dann begraben mich die Leute
ums Morgenroth.
Geschichte / Kommentar:
Erk/Böhme zufolge stammt das Lied in dieser
Form aus der Zeit um 1830. Es entstand aus dem Schluss des
Jägerliedes „Es blies ein Jäger“. Zuerst sei es
von Studenten in Heidelberg, Jena, Göttingen gesungen worden.
Die Schlussstrophe kommt auch im Lied vom
verwundeten Knaben vor. (s. EB Bd. 1, S. 342).
Blühende Blumen auf den Gräbern
früh Verstorbener werden am Schlusse zahlreicher Lieder
erwähnt. Erk/Böhme meinen, dass einem alten Volksglauben
zufolge „die Seelen der Abgeschiedenen Lieben in Blumen (in
Lilien) über“gingen, weshalt Niemand sie abbrechen
dürfe. Wir lassen das ersteinmal so stehen.
„Blumen stehen einerseits für das
Kommen und Gehen der Jahreszeiten und sind ein Symbol für die
Hoffnung auf Wiederkehr.“ So heißt es in einem Info-Blatt
vom größten Parkfriedhof der Welt in Hamburg Ohlsdort.
Bei EB ist noch zu Lesen:
„Der mystische Text von 3 Strophen ist aus
Bruchstücken anderer, sehr alter Lieder zusammengesetzt, und zwar
aus dem Schluß des Jägerliedes „Es blies ein
Jäger etc.“, I. Bd. S. 54, daher auch die Melodie
übertragen worden ist, deren Refrain recht an Jagdlust gemahnt,
aber zum melancholischen text hier sich wenig schickt. Die
Schlußstr. kommt auch im Lied vom verwundeten Knaben vor (s. I.
Bd. S. 342).“
EB schreiben weiter:
„Heidelberger Studenten 1833 sangen das Lied
nach Mittheilungen von Dr. Klävemann wie folgt:
1. Es blies ein junger Jäger wohl in sein
Jägerhorn, und alles was er blies, das war verlorn.
Mit Juchheirasasa sa sa, juvallerallera, und alles
was er blies das war verlorn.
2. Und sterbe ich noch heute, so bin ich morgen
todt, dann begraben mich die Leute beim Morgenroth.
3. Drei Lilien, drei Lilien die wuchsen auf ihrem
Grab, da kam ein stolzer Reiter und brach sie ab.
4. Ach Reiter, ach Reiter, laß doch die
Lilien stehn! Die soll mein Herzallerliebster noch einmal sehn.
An der Einleitung hier sehen wir noch den
Zusammenhang mit dem alten Jägerliede. Diese ließ man weg
und behielt obige 3 Strophen, deren Folge man verdreht und den an sich
schon dunkeln Text bis zum Unsinn entstellend: 1,2 die pflanzt ich auf
mein (statt ein oder ihr) Grab. 3,4 ins Morgenroth, statt beim oder ums
Morgenroth.“
Quelle:
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Bd. 2, Leipzig 1925, S. 542.
Ernst Klusen, Deutsche Lieder, Franfurt am Mai
1980, S. 132 u. 825f.: (3 Str.)
Auch:
Die meisten deutschen Liederbücher seit dem
Ende des 19. Jh.
Deutscher Arbeiter-Wanderbund Die Naturfreunde
(Hg.), Liederbuch für Naturfreunde, Berlin 1913, Nr. 26, S. 21: