Arbeiter-Verbrüderungslied
1. Die Fahn’ empor, die Fahn’ voran,
wir Alle folgen nach!
Errette, was da retten kann,
uns aus des Elends Schmach!
Zu lang mit Thränen ward genässt,
der Arbeit hartes Brod;
nun wallt ein feuriger Protest,
Hoch uns’re Fahne roth!
2. Die Bourgeoisie setzt Pumpen an
und saugt an uns’rem Blut,
in Hunger stirbt der Arbeitsmann,
es hungert seine Brut.
Zu lange habt ihr uns erpresst
den Schmerzensschrei der Noth:
Nun steh’n wir treu, nun steh’n wir
fest,
Hoch uns’re Fahne roth!
3. Wohlan, die Flamm ist angefacht,
das Eisen ist in Glüh’n;
so laßt uns hin mit uns’rer Macht
zur Freiheitsschmiede zieh’n
Seht, wie gen Osten hin von West
so hell die Flamme loht!
Wir halten treu, wir halten fest,
Hoch uns’re Fahne roth!
4. Nun vorwärts denn und schließt euch
dicht
und haltet Mann an Mann!
Wo ist, der uns’re Masse bricht
und der sie sprengen kann?
Nicht Einer, der die Schaar, verlässt,
und ging sie in den Tod!
Wir halten treu, wir halten fest,
Hoch uns’re Fahne roth!
Geschichte / Kommentar:
Ein Fahnenlied des 19. Jahrhundert von A.
Braß nach der Wachtparade von Berlin.
Quellen:
Lieder der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8.
veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung,
1885, Nr. 36;
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and
Publishing Co., London 1889, Nr. 41;
Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr. 56;