Der Ruf ist schon erklungen
1. Der Ruf ist schon erklungen,
Der Drang durch Berg und Thal,
:,: Er ist ins Herz gedrungen
Uns Deutschen allzumal. :,:
2. Du musst den Kampf beginnen!
Du Volk, so stark und rein!
:,: Laß du dein Herzblut rinnen,
Dann wird geholfen sein.
3. Es brausen schon die Flammen –
Fürwahr, der Ruf war gut!
:,: Sie schlagen schon zusammen
Zu einer mächt’gen Gluth. :,:
4. Es glüht in allen Landen,
Es brennt in jeder Brust,
:,: Das Volk ist auferstanden
Der eignen Kraft bewusst! :,:
5. Seht nur in Waffenspielen,
Uebt sich die Turnerschaft,
:,: Das Volk der Thermopylen
Erwarb sich so die Kraft. :,:
6. Die haben dort verdorben
Das Spiel der Tyrannei;
:,: Sind alle dort gestorben! –
Das Vaterland war frei. :,:
7. Drum lasst den Arm uns stählen,
Den Muth, das Herz, die Brust.
:,: Den Kampf nur lasst uns wählen
Er sei für uns nur Lust. :,:
8. Das Schwert nur aus der Scheide!
Die Büchse von der Wand!
:,: Wohl auf, wohl auf zum Streite,
Es gilt für’s Vaterland! :,:
1. Wir hatten gebauet
ein stattliches Haus
und drin auf Gott vertrauet,
trotz Wetter, Sturm und Graus.
2. Wir lebten so traulich,
so einig, so frei,
den Schlechten war es graulich,
wir hielten gar zu treu!
3. Sie lugten, sie suchten
nach Trug und Verrath,
Verleumdeten, verfluchten
die junge grüne Saat.
4. Was Gott in uns legte –
die Welt hats veracht’t;
die Einigkeit erregte
bei Guten selbst Verdacht.
5. Man schalt es Verbrechen,
man täuschte sich sehr;
die Form kann man zerbrechen,
die Liebe nimmermehr.
6. Die Form ist zerbrochen,
von außen herein,
doch was man drin gerochen,
ist eitel Dunst und Schein.
7. Das Band ist zerschnitten,
war „Schwarz, Roth und Gold“,
und Gott hat es gelitten:
wer weiß, was er gewollt!
8. Das Haus mag zerfallen,
- was hats denn für Noth?
der Geist lebt in uns Allen,
und unsre Burg ist Gott!
Gedicht von Aug. v. Binzer,
Geschichte / Kommentar:
Der linke Text wurde von einem Autoren mit dem
kurzen Pseudonym W. H. geschrieben und in dem Berliner
„Liederbuch für Handwerker-Vereine“ aus dem Jahr 1848
veröffentlicht .
Als Vorlage diente ihm das Lied von August Binzer,
der seinen Text auf die Melodie „Wir hatten gebauet“
verfasste.
Binzers Lied wurde 26. November 1819 zu Jena bei
Auflösung der Burschenschaft. [Letzteres war eine 1815 zuerst in
Jena zum Zeichen der Einigung Deutschlands und zur Pflege
vaterländischer Gesinnung begründete geschlossene
Studentenverbindung gesungen. Vide Weigand, Wörterb. I, S. 257.]
In den Liederweisen zum Thür. Liederb. für Hochschulen 1823,
Nr. 86 wird die Mel. als „Weise eines Thüringer
Waldliedes“ bezeichnet.
Nach der Melodie dieses Liedes wurde auch gesungen:
„Ich hab mich ergeben“, Ged. von H. F. Maßmann 1820.
Quelle:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Zweite
vermehrte Auflage, Hrgg. v.d. Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4, Druck und Verlag von Eduard Krause, Berlin
1848,
EB III Nr. 1700, S. 501 Buschenschaftslied,
Thüringische Volksweise vor 1819.