Von der Rotfront Frauenliga
(RFFL)
zum Roten Frauen- und
Mädchenbund (RFMB)
Die Integration der Frauen in
den neuen Kampfverband zeigte große
Anlaufschwierigkeiten. Eine anfänglich in
einigen Bezirken vorhandene Euphorie wich schnell
pragmatischen Ängsten und den Klischees
vieler, besonders führender Mitglieder
über die Stellung der Frau. Während
mehrfach Frauen an der Gründung des RFB
beteiligt waren, hatte die Bundesleitung sie
offenbar überhaupt nicht vorgesehen. Weder in
der Satzung noch in den folgenden Richtlinien fand
die Rolle der Frau Erwähnung. Mit Blick auf
die Tradition kämpfender Frauen wurde auf der
1. Reichskonferenz immerhin über einen
eigenständigen Kampfverband diskutiert.
Schuster berichtet von verbreitetem Widerstand
gegen dieses Vorhaben in den Bezirken. Allerdings
wurde die Aufnahme der „Mädels“ in
besonderen Abteilungen der Ortsgruppen bestimmt.
Bei Demonstrationen hatten sie aber „getrennt
von den Jungen“ zu marschieren.
Außer den bereits
erwähnten Konkurrenzbefürchtungen
zwischen dem RFB und der Mutterpartei bewirkten
andere Vorbehalte dann aber gerade die
Gründung eines gesonderten weiblichen
Kampfverbandes. Auf der 2. Reichskonferenz lagen
Anträge vor, nach denen Frauen nicht mehr an
den Ausmärschen und Veranstaltungen des RFB
teilnehmen sollten, „weil sie den
Anstrengungen nicht gewachsen seien“. Auch
Willy Leow meinte, daß der RFB aufgrund
„seiner spezifischen Kampfaufgaben als Wehr-
und Schutzorganisation“ ein „reiner
Männerverband sein müßte“.
Die Bundesleitung schlug deshalb eine
organisatorische Loslösung der Frauenabteilung
des RFB und eine „Zusammenfassung in
selbständigen Organisationen“ vor, die
die 2. Reichskonferenz vom Mai 1925 nach erregter
Debatte beschloß. Für das
Selbstverständnis der Organisation sind
besonders die ablehnenden Argumente bedeutsam. So
wurde der Anziehungskraft des Bundes bei der
Verwendbarkeit von Frauen im Sanitätsdienst
die „physiologische Unzulänglichkeit der
Frau im ‘militärischen’ Dienst,
die Störung des disziplinierten
militärischen Auftretens, die Zersetzung der
‘Manneszucht’ durch die Mädchen,
die ‘immer wieder erwiesene’ geringe
politische und auch nervliche Standhaftigkeit der
Frau“ entgegengestellt.
Für Hamburg sind keine
besonderen Hindernisse nachweisbar. Die erste
Gründung einer gesonderten Abteilung fand am
5. März 1925 im Ortsteil Hammerbrook unter der
Bezeichnung Rotfront
Frauenliga (RFFL)
statt. Am 1. April folgte Neustadt und am Tag
darauf Uhlenhorst-Winterhude, Eppendorf und die 5.
Abteilung. Dann kamen Altona, Eilbek und Kiel dazu.
Vorläufige Führerin wurde Elisabeth
Schönfeldt. Auf einer Versammlung vom 1. Juli
1925 in der Speisewirtschaft der Witwe Nietzkat
wurde neben der Organisation des Vorstandes auch
die Tätigkeit im Sanitäts- und
Pflegedienst besprochen. Die Tätigkeit der
RFFL-Mitglieder bestand „vornehmlich“
aus „Propaganda-, Kundschafter-, Kurier- und
Samariterdiensten“.
Erst im November 1925 wurde
aus der inoffiziellen Roten
Frauenliga eine vom RFB
abgetrennte Formation: Der Rote Frauen- und Mädchenbund (RFMB).
Ein provisorisches Komitee
des Roten Frauenbundes berief
für den 29. November 1925 eine Reichskonferenz
zur offiziellen Gründung nach Berlin ein.
Durch Satzung und Richtlinien wurde das
Mindestalter der Frauen auf 16 Jahre festgelegt
sowie eine Gliederung des Bundes in Bezirke,
Unterbezirke und Ortsbezirke vorgenommen. Die
Wahlprozeduren waren analog zum RFB geregelt,
ebenso wie eine jährlich stattfindende
Reichskonferenz. Auf der konstituierenden
Reichskonferenz wurde Clara Zetkin als 1. und
Helene Overlach (Hannover) als 2. Vorsitzende
gewählt. Der Vorstand wurde verstärkt
durch Martha Grünert (Hamburg) und Hedwig
Remmele (Berlin).
Im Februar 1926 soll der RFMB
reichsweit 4000 Mitglieder gehabt haben, und im
Sommer soll durch das Anwachsen der
Mitgliederzahlen eine neue Durchorganisation
nötig geworden sein. Ende 1926 verfügte
der Bund nach eigenen Angaben über ca. 25.000
Mitglieder. Das als 1. Reichskonferenz bezeichnete
2. Treffen im November 1926 in Berlin
beschloß eine Neufassung der Richtlinien
über Zweck und Aufgaben des RFMB, in der u.a.
das „Übertreiben des demonstrativen
Charakters“ und der militärische
Anstrich gerügt wurden.
Für 1927 stellt Schuster
ein deutliches Abflachen der Organisation fest, so
daß die 2. Reichskonferenz des RFMB am 10.
Februar 1928 in Berlin selbst in der „Roten
Fahne“ nur noch geringe Beachtung fand. Eine
Aufwertung erhielt die Frauenkampfgruppe durch das
Verbot von RFB, RM und RJ.
Im Gau Wasserkante ist
zumindest der Versuch nachweisbar, einen
eigenständigen Agitations- und
Propagandaapparat aufrechtzuerhalten. Am 18. und
19. August 1928 fand ein 1. Rotes Frauentreffen in Neumünster statt, von dem (wie
auch den folgenden) keinerlei interne Informationen
mehr zugänglich sind. Im folgenden Jahr
unternahmen die Frauen im RFMB neben einer
Werbekundgebung anläßlich der 5.
Gaukonferenz (16.2.) in Hamburg - mit dem Zusatz Bund proletarischer Frauen - einen Internationalen Frauentag (9.3.) 1930 fanden außer
Unterhaltungsabenden und der Beteiligung am Revolutionären Wettbewerb auch die üblichen
Demonstrationstage im Rahmen der Parteipropaganda
statt. Das waren: Werbeveranstaltung zum 12.
Jahrestag der Roten Armee (28.2.), Aktionen zum Internationalen Frauentag (8.3.), das 6. Gautreffen des RFMB
(29.3.), das Frauentreffen in Elmshorn (17.8.) und
eine Feier anläßlich des Bestehens des
RFMB - Fünf Jahre
RFMB - in Altona
(22.11.).
Die Frauen im RFMB
entwickelten ein eigenes, wenn auch bescheidenes
Kulturleben. 1931 wurde ein eigener Spielmannszug
und die Frauenagitproptruppe Rosa Luxemburg
gebildet. Außerdem fanden neben allgemeinen
Werbeveranstaltungen ein Rotes Frauentreffen in Itzehoe (15.8.) und ein Länderkongreß
werktätiger Frauen in Hamburg statt. 1932 scheinen
allerdings lediglich noch Demonstrationen,
Kundgebungen und „Öffentliche
Versammlungen“ stattgefunden zu haben.
Lieder:
Während die
Sozialdemokratie „schon“ um die
Jahrhundertwende begann, Lieder für die Frauen
zu schreiben, war die KPD davon noch weit entfernt
Außer den beiden folgenden Lieder, die aus
der Agitprop-szene stammen, haben wir keine
auffinden können.