Mandoline (4)

Die letzten Jahre

Der DAMB war aber keineswegs ausschließlich von der KPD besetzt. Das zeigte sich besonders 1930, als auf der fünften Bundestagung des DAMB in Hannover, auf Antrag des Berliner Bezirkes, die Arbeiter-Mandolinisten sollten sich der Interssengemeinschaft für Arbeiterkultur (IFA) anschließen, um die proletarischen Kräfte im Kampf gegen den Nationalsozialismus zu konzentrieren, abgelehnt wurde. Die Delegierten befürchteten, dass die sozialdemokratischen Mitglieder die Organisation verlassen könnten, da die IFA eindeutig kommunistisch sei. Stattdessen bemühte sich die DAMB-Bundesleitung um die Vereinigung mit dem DMGB. (118: Zielke, S. 69-71, nach Henke, S. 98.) Welche parteipolitische Strategie dahinter stand, kann aufgrund des mangelnden Materials nicht abschließend beurteilt werden. Auf jeden Fall wurde eine Konferenz zum 24. August 1930 anberaumt, an der federführenden der DAMB und seine Zithersparte, der „Konzertina und Bandoneon-Bund“, der „Freie Konzertina-Bund“ sowie der „Bund der Arbeitermusikvereine“ teilnehmen sollten. Ein möglicher Zusammenschluß sollte durch eine Urabstimmung bestätigen werden. Aber die auf den 15. Februar 1931 anberaumt Entscheidung scheiterte, da der eher sozialdemokratisch orientierte „Bund der Arbeitermusikvereine“ nicht mitmachte.

Paul Zumbusch wurde aufgrund unterschiedlicher Vorwürfe aus den eigenen Reihen heftig kritisiert, aber trotzdem auf der nächsten, der VI. Bundestagung des DAMB im März 1932 in Berlin wieder gewählt. Der neue und somit erstmal letzte Bundesvorstand setzte sich aus SPD- und KPD-Mitgliedern sowie einem Parteilosen zusammen, das waren: Paul Zumbusch /Vorsitzender (KPD), Max Peter / 2. Vorsitzender (SPD), Otto Günther / Kassierer (KPD), Otto Munk/Schriftleiter (KPD), Wilhelm Zähle/Schriftführer (parteilos), Willi Palm/Vorsitzender des Bundesmusikausschusses (SPD), Willi Schulz (KPD) und Richart Bergmann/Vorsitzender der Pressekommission. (Nach Henke, S. 99.)

Im Januar des Jahres 1933 konnte der Verband noch sein zehnjähriges Bestehen feiern. Im „Freien Zupfer“ meinte Zumbusch dazu:

„Im Kampf um eine proletarische Eigenkultur haben wir uns zu Tausenden zusammengefunden. Was wir erreicht haben, soll nur kurz angeführt werden. Eine Bundeszeitung vermittelt allen Mitgliedern musikalische, technische und geistige Bildung. Ein Bundesverlag mit 80 Mandolinen- und Zitherwerken, darunter ein gut Teil proletarischer Musik, beliefert die Mitgliedschaft mit gutem und billigem Notenmaterial. Der Bundesmusikausschuß bildet durch lehrbriefe die Chorleiter und hat eine Mandolinenschule in bearbeitung. Die Gitarrenschule ist jetzt fertiggestelt. Unsere Ortsgruppen besitzen das freie Aufführungsrecht. Der einjährige Abwehrkampf gegen Überteuerung der Musiktantiemen durch den Musikschutzverband hat uns leider nur teilweise Erfolge bringen können. Die Beseitigung eines hier bestehenden Unrechts ist erst adnn möglich, wenn alle Mus8kveranstalter gegen dieses gesetzliche Unrecht Front machen. Aus allem hier Gesagten ergibt sich die innige Verbundenheit der Arbeitermandolinisten mit der gesamten Arbeiterbewegung. Wir erkennen, daß die Pflege der Musik vom Lebensstandard der Arbeiter beeinflusst wird und unterstützen aus diesem Grunde alle Kämpfe der proletarischen Klasse. Als rote Zupfer kämpfen wir in Reih’ und Glied gegen den alle Kultur vernichtenden Faschismus. Der DAMB steht und fällt mit dem Sozialismus. Not und Entbehrung hindern uns in der Ausübng unserer Volksmusik und zeigen uns den Weg, den wir auch in Zukunft gehen müssen. Endziel ist die sozialistische Gesellschaft; in ihr werden wir den Boden zur uneingeschränkten Entfaltung unserer Musik finden.“

(Paul Zumbusch, Zehn Jahre DAMB, in: Freier Zupfer, 11. Jahrgang, 15. Januar 1933, Nrr. 1, S. 2, nach Henke, S. 99f.)

Kurz darauf musste der „Freie Zupfer“ sein Erscheinen einstellen. Der Versuch eine neue Zeitschrift aufzubauen scheiterte. Im Mai 1933 erschien als „Sondernummer Mai 1933“ „Die Zupfmusik“. Die meisten Orchester lösten sich auf. Die verbliebenen wurden 1934 durch die neugeschaffene Reichmusikkammer „gleichgeschaltet“.





Literatur
Karl Boß, Die Mandolinenmusik vor und nach dem Kriege im In- und Ausland. Die Enstehung des Deutschen Mandolinisten- und Gitarristen-Bundes. Nürnberg 1924.
Traude Ebert, Das Verhältnis der Arbeiterklasse zur Instrumentalmusik, dargestellt bis zum Jahre 1933. Dissertation. Berlin (DDR), 1971.
Matthias Henke, Das grosse Buch der Zupforchester, München 1993
Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Allgemeine Enzyklopädie der Musik. In 17 Bänden. Hg. von Friedrich Blume. Kassel, Basel, London, New York 1947-1986.
Curt Sachs: Real-Lexikon der Musikinstrumente, Zugleich ein Polyglossar für das gesamtee Instrumentengebiet. Berlin 1913.
Manfred Schmidt: Aus der Geschichte des Berliner „Mandolinenclubs ‚Sonate 1907’“, Manuskript, Berlin 1991 (Bd. 1 und 2)
Konrad Wölki: Entwicklungsphasen des Zupforchesters, Zusammenspiel mit Mandolinen und Gitarren von 1920 bis 1960, Hamburg 1979
Konrad Wölki: Geschichte der Mandoline, Das Instrument, seine Vertreter und seine Literatur vom 17. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert, Hamburg 1989.
Erich Zielke, Abriß zur Geschichte des Deutschen Arbeiter-Mandolinisten-Bundes (DAMB). Unveröffentlichtes, undatiertes Typoskript. Arbeiterliedarchiv der Akademie der Künste (Berlin).


Siehe auch:
Eduard Soermus (der rote Geiger) und die Hamburger Nachahmer;


Der Beitrag zur Manoline wird in Kürze noch einmal überarbeitet.
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