Deutscher
Arbeiter-Sängerbund (DAS) - 2
Dass die KPD aber bereits seit
ihrem letzten Umsturzversuch 1923 in Hamburg eine
besondere „Einheitsfront“-Strategie
fürhrte, der nie ein wirktlicher
Einheitsfrontgedanke zugrunde lag, machte
eigentlich die Fronten bereits zu dem Zeitpunkt
deutlich. Besonders klar wurde das mit der
stärkeren Betonung auf den Vorwurf des
„Sozialfaschismus“ durch die KPD.
Kommunistische orientierte Sänger versuchten
zwar einen Einfluss auf den DAS auszuüben,
hatten damit aber wenig erfolg. Der DAS reagierte
mit Ausschlüssen von einzelnen Sängern
und ganzen Chören. Erst Ende 1930 reagierten
die KPD-Sänger mit dem Aufbau eigener
Strukturen und Pfingsten 1931 mit der Gründung
der „Kampfgemeinschaft
der Arbeitersänger“.
Der Bundesverlag
Anlässlich des
„Ersten Deutschen
Arbeiter-Sängerbundesfest“ 1928 in
Hannover berichtet Richard Hoeft über den
Verlag des Bundes, den er mit Bezug auf Viktor
Noack als „das Herz“ oder auch
„das Gehirn“ des D.A.S.“
bezeichnet.
Mit der Gründung der
Liedergemeinschaft 1908 ging der Plan zur Schaffung
eines Eigenverlagsbetriebes einher, da man nicht
von bürgerlichen Verlagen abhängig sein
wollte. Man wollte aber den Wünschen der
Arbeitersänger nach geeigneten Chorwerken
genügen können. Die Probleme sah Hoeft
einerseits in der Beschaffung der finanziellen
Mittel und andererseits in dem Mangel an
„künstlerisch hochstehenden,
schöpferischen Kräften, die auch
weltanschaulich mit der Ideenwelt des singenden
Proletariats verbunden waren“. Für die
finanzielle Seite machte er die Engherzige
Einstellung eines Teils der Bundesglieder. Als dann
der Krieg ausbrach, war die erste Krise des Bundes
vollständig.
Erst in den Nachkriegsjahren
sei der DAS durch starken Mitgliederzuwuch zu einer
Massenbewegung geworden und konnte
planmäßig ans Werk gehen. So
enwtwickelte sich der DAS durch die Bundesvereine
zu einem Kulturfaktor, der auch von
außenstehenden Musikfachleuten Beachtung
fand. Es gelang „tüchtige,
ernstzunehmende und kulturell tiefschürfende
Kräfte“ zur Mitarbeit zu bewegen, so
dass „wir mit unseren Erzeugnissen den
Musikalienmarkt um Chorliteratur bereichert haben,
die an Hochwertigkeit des künstlerischen
Inhalts wie auch an drucktechnischer Ausstattung im
gesamten Verlagsgetriebe mit an erster Stelle
stehen“. Beispielhaft erwähnt Hoeft die
„prachtvolle Sammlung gemischter
Chöre“, die Kinderliederhefte,
„die 130 Lieder umfassende
Frauenchorsammlung“, und „die reizende
Jugendchorsammlung“ Außerdem sei die
Bundesleitung auch „tatkräftig und unter
Ausnutzung aller Möglichkeiten an die
Herausgabe von Kampfliedern und
Tendenzchorwerken“ heran gegangen.
„Trotz ganz enormer Schwierigkeiten“
sei es gelungen, „unserer Verlagsstelle eine
stattliche Anzahl Neuerscheinungen zuzuführen.
Die jüngsthin erworbenen Kompositionen
‚Frühlingsmysterium’,
‚Eiserne „Welt’ sowie das von
unseren holländischen Freunden
übernommene Werk
‚Arbeitsauferstehung’, ‚Die vier
Tageszeiten’ von Telemann, ein Vorläufer
der ‚Vier Jahreszeiten’ von Haydn, auch
für kleinere Chöre geeignet, eine Reihe
Stücke von Hermann Scherchen, Erwin Lendvai
u.a.m. werden für die Folge den berechtigten
Drang nach Tendenzwerken in weitestgehendem
Maße erfüllen können.“
Ergänzt würde das alles durch die
„m Bundesverlag erhältlichen
Musikfachschriften“. Besonder aufgeführt
wurden: „Hilfs- und Nachschlagewerke, wie
„Ton- und Stimmbildung im Chorgesang“,
„Musikgrundlehre“, „Praxis der
Chorführerschule“, „Allgemeine
Chorführerschule“ u. a. m.“
Hoeft zählt in seiner
Leistungsbilanz einerseits die Heranbildung der
Mitglieder zur künstlerischen
Genußfähigkeit u.a. aufgrund der
zahlreichen Aufführung von Oratorien und
anderen größeren Chorwerken. Die Preise
würden dabei die Hälfte bis ein Drittel
(Textbücher) im Gegensatz zu jene in
bürgerlichen Verlagen betragen. Seite 1892
ergibt sich ein beachtliches Ergebnis:
Abschließen heißt
es:
„Heute ist bereits
festzustellen, daß uns die Berichtsperiode
1926-1929 eine weitere Entwicklung nach
aufwärts bringen wird. allen an den Geschicken
des Bundes in fördernder Weise Beteiligten zur
Freude, zum ernsten Nachdenken und zur Selbstkritik
allen derjenigen Bundesvereinen jedoch die bis zur
Stunde noch nicht erkannt haben, daß nur
durch schäfgstze Konzentration der Kräfte
der Bundesverlag zu einem Bollwerk gegen Profitgier
und Ausbeutung des Privatkapitals aufgerichtet
werden kann. Auch darin liegt ein Stück
Klassenkampf. Planwirtschaft im Sinne des
Sozialismus, deren Segnungen auch uns als
Arbeitersänger je länger, desto mehr und
desto stärker zuteil werden müssen.
Dessen sollte jedes bundesmitglied eingedenk
sein!“
Offizielles Verbandsorgan des
DAS war 1900/33 die „Deutsche Arbeiter-Sängerzeitung“. Sie erschien zunächst
zweimonatlich mit 8 S., ab 1921 monatlich und ab
1925 mit 16 bis 24 S.. Verantwortliche Redakteure
waren Kaiser (1900/23, H. 6) und Fehsel (1923, H.
7/ 1933, H.2). Entsprechend der rasch wachsenden
Mitgliederstärke des DAS war die Zeitung nach
dem
Die Internationale der
Arbeitersänger
Im Zuge der Weltweiten
Vernetzung wurde im Juni
1926 auf Initiative des
DAS in Hamburg die „Internationale der Arbeitersänger“ (IDAS) gegründet. Mit
dabei waren Vertreter der Länderverbände
von Deutschland, Österreich, Ungarn,
Elsaß-Lothringen, deutsche
Arbeitersänger der CSR. Der Sitz des
Sekretariats wurde in Deutschland eingerichtet und
bestand personell aus dem Vorstand des DAS. 1929
kamen fünf weitere Landesverbände der
IDAS dazu (vgl. dazu Jürgen Schebera,
Deutscher Arbeiter-Sängerbund (DAS) 1908–1933, in
Simone Barck, Silvia Schlenstedt, Tanja Bürgel
- 2016 - Liiterary Criticism). Natürlich
konnte sich der DAS nicht der politischen
Entwicklung in Deutschland und Europa entziehen. Im
Februar 1933 ging die Leitung des IDAS in die CSR
über, bestand dort aber nur noch bis 1938.
Das Erste deutsche
Arbeiter-Sängerfest in Hannover 1928
Das 1. Fest des Deutschen
Arbeiter-Sängerbundes fand vom 16. bis 18.
Juni 1928 in Hannover statt. Es nahmen
ungefähr 50.000 Sängerinnen und
Sänger daran teil. Die Eröffnung
übernahm der Reichstagspräsident Paul
Löbe. Das Fest begann mit einem Massenchor-Konzert im Stadion, dem folgten 2
Hauptveranstaltungen jeweils am Sonnabend, den 16.
Juni um 16 Uhr (im Kuppelsaal der Stadthalle und in
der Ausstellungshalle neben dem Kuppelsaal) und 20
Chorkonzerte an unterschiedlichen Plätzen (wie
wikipedia auf 57 Großveranstaltungen kommt,
erhellt sich uns nicht). Vgl. hier!