Steh nur auf du Handwerksgesell  
    
    
        
 
    
    
        1. Str. Version 1: Schles. Mel.  
    
    
        Steh nur auf, steh nur auf, du Handwerksgesell!  
    
    
        die Zeit hast du verschlafen;  
    
    
        die Vöglein singen im grünen Wald, der 
        Fuhrmann thut schon fahren.  
    
    
        
 
    
    
        1. Str. Version 2: Brandenb. Mel. (auch Westfalen):
          
    
    
        Steh nur auf, steh nur auf, du Handwerksgesell!  
    
    
        die Zeit hast du verschlafen;  
    
    
        die Vöglein singen auf grüner, 
        grüner Heid,  
    
    
        der Fuhrmann und der thut fahren.  
    
    
        
 
    
    
        1. Str. Version 3: Wetterau, 1892 
    
    
        Wachet auf, wachet auf, ihr Handwerksgeselln!  
    
    
        ihr habt genug geschlafen;  
    
    
        Die Vöglein singen in dem Wald, der Fuhrmann 
        that schon plazzen  
    
    
        
 
    
    
        2. Ei was scher ich mich um der Vöglein 
        Gesang  
    
    
        Und um des Fuhrmanns Fahren!  
    
    
        Ich bin ein junger Handwerksgesell,  
    
    
        Muß reisen fremde Straßen.  
    
    
        
 
    
    
        3. In Preußen liegt ein wunderschöne 
        Stadt,  
    
    
        Berlin thut man sie heißen,  
    
    
        Berlin das ist uns wohlbekannte,  
    
    
        Da wollen wir jetzt hinreisen.  
    
    
        
 
    
    
        4. Und als wir kamen vor das Potsdamer Thor,  
    
    
        Thäten wir die Schildwach fragen,  
    
    
        Allwo der Gesellen ihre Herberg wär’,  
    
    
        Das sollten sie uns sagen.  
    
    
        
 
    
    
        5. Auf der Kuchelberger Gaß im 
        Braunschweiger Haus,  
    
    
        Da sollten wir einkehren,  
    
    
        Da sollten wir nach Handwerksbrauch  
    
    
        Den Herbergsvater ehren.  
    
    
        
 
    
    
        6. „Seid willkommen, willkommen, ihr 
        Söhne mein!  
    
    
        Da steht eine Kann mit Weine,  
    
    
        Und sollt euer Sinn nach Arbeit stehn,  
    
    
        So schenk ich auch noch eine.“ 
 
    
    
        
 
    
    
        [7. Zur Arbeit sind mir gleich bereit  
    
    
        Und auch die Jungfrau zu küssen;  
    
    
        Denn wer brav arbeit’ seine Zeit,  
    
    
        Will auch hübsche Mädchen nicht missen.] 
         
    
 
    
        Geschichte / Kommentar: 
 
    
    
        
 
    
    
        Dieses Handwerksburschenlied war im ganzen 19. 
        Jahrhundert bekannt und ist es sogar noch bis heute. Es wechseln 
        hauptsächlich das Handwerk bzw. die Zunft, der Ort der besucht 
        werden soll und der Anfang des Liedes. Da sind folgende 
        Liedanfänge:  
    
    
        
 
    
    
        Steh’ nur auf 
    
    
        Steht’ nur auf,  
    
    
        Steht nun auf,  
    
    
        Wachet auf, wachet auf 
    
    
        
 
    
    
        Der besuchte Ort war überwiegend Berlin, seit 
        den 1920er Jahren Mannheim.  
    
    
        Die angesprochenen Personen sind Handwerksgesellen 
        allgemein, Zieglergesellen, Zimmermannsgesellen, Schneidergesellen und 
        die Ziegler.  
    
    
        
 
    
    
        Eine Besonderheit ist die Version von Fritz Ulrich 
        aus Altona, dort manifestiert sich die Gegnerschaft zweier Zünfte. 
        Die Vogtländer waren nicht willkommen.  
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Die Quellen sind chronologisch aufgeführt:  
    
    
        Hoffmann von Fallersleben, schlesische Volks. 
        1842, Nr. 213, ohne 3. und 7. Str. Daher die erste Mel. 
    
    
        Ludwig Erk III. 1, Nr. 43, daher die zweite Mel.  
    
    
        Oskar Schade, Handwerkslieder, Leipzig, 
        Königsberg, 1864 (7 Str.)  
    
    
        Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher 
        Liederhort, Bd. 1-3, Leipzig 1925, Nr. 1603, S. 425,  
    
    
        
 
    
    
        Karl Wehrhan, Fr. Wienke, Lippische Volkslieder, 
        Detmold, 1912, Nr. 16, S. 30.  
    
    
        Hans Reinhardt, Der Tippelbruder, Bad Rothenfelde 
        (Teut. Wald) 1926 Nr. 12 S. 20 
    
    
        Der Wanderfreund. Fritz Ulrich’s gesammelte 
        Handwerker-, Wander- u. Arbeiterlieder, Altona-Hamburg, o. J. [1921], 
        S. 238f.  
    
    
        Der Wanderfreund. Fritz Ulrich’s gesammelte 
        Handwerker-, Wander- u. Arbeiterlieder, Altona-Hamburg, 1929, Nr. 238, 
        S. 222f.  
    
    
        Zünftige Lieder, Historische 
        Gesellenberberge, Blankenburg/Harz, 1999, S. 7f.  
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Weitere Beispiele:  
    
    
        
 
    
    
        Zieglerlied  
    
    
        
 
    
    
        1. Steht nun auf, steht nun auf, ihr 
        lust’gen Zieglergesellen,  
    
    
        Ich habt die Zeit verschlafen!  
    
    
        Denn die Vöglein, die singen schon im 
        grünen Wald,  
    
    
        Und der Fuhrmann, der tut schon klatschen.  
    
    
        
 
    
    
        2. Ei, was fragen wir wohl nach dem Vogelsang  
    
    
        Und nach des Fuhrmanns Klatschen?  
    
    
        Denn wir sind ja die lustigen Zieglergesellen,  
    
    
        Müssen wandern fremde Straßen!  
    
    
        
 
    
    
        3. Und als wir wohl kamen vor das Potsdamer Tor,  
    
    
        Tat uns die Schildwach’ fragen:  
    
    
        Ei, wohin, woher, ihr Zieglergesellen,  
    
    
        Wohin wollt ihr denn reisen?  
    
    
        
 
    
    
        4. auf der langen, breiten Straße in das 
        große grüne Haus,  
    
    
        Da wollen wir einkehren;  
    
    
        Da gibt’s braun Bier und Branntewein,  
    
    
        Das sollen wir verzehren.  
    
    
        
 
    
    
        
 
    
    
        Quelle:  
    
    
        Karl Wehrhan, Fr. Wienke, Lippische Volkslieder, 
        Detmold, 1912, Nr. 16, S. 30.