Schlaf’ in Frieden!
Schlaf’ in Frieden! schlafe, der du nun
Ausgekämpft nach muth’gem, heißen
Ringen.
Trost soll dein Gedenken und dein Thun,
Muth zu immer neuem Streiten bringen!
Hin zum Grabe dich die Freunde tragen,
Gar zu früh, zu früh, bevor die Schlacht
geschlagen.
Schlaf’ in Frieden! Deines Wirkens Frucht,
Groß und herrlich wird dsie blühen,
reifen;
Fandst du nimmer auch, was du gesuchte –
Mag der Blick in ferne Zukunft schweifen!
Nicht vergeblich war dein ernstes Streben,
Aus dem Tode nur erblühet neues Leben.
Schlaf’ in Frieden! Trauernd, daß der
Tod
Dich umfing – noch eh’ das Licht, das
klare,
Du geschaut im Freiheitsmorgenroth, -
Trauernd steh’n wir an der Todtenbahre.
Doch verstummen laßt nun Gram und Sorgen,
Denn bald bricht er an, bricht an der Freiheit
Morgen!
Schlaf’ in Frieden! Neues Leben blüht!
Bis kein Druck auf den Enterbten lastet,
Bis der Freiheit Morgenroth erglüht,
Schwöret Alle: daß ihr nimmer rastet!
Noch ein letzter Gruß sei dir beschieden,
Schlafe, der du ausgerungen,
schlaf’ in Frieden, schlaf? in Frieden!
Geschichte / Kommentar:
Emil Friedrich schrieb hier kein einfaches
Schlaflied, sondern ein Beerdigungslied. Eine eigene Melodie dazu stand
„Vorwärts“, liegt uns aber noch nicht vor. Das Lied
haben wir nur den Liederbüchern von Max Kegel aus den 1890er
Jahren entnommen.
Quellen:
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Max Kegel’s Sozialdemokratisches Liederbuch,
(3. Aufl.) Stuttgart 1891, Nr. 66,
Max Kegel’s Sozialdemokr. Ldb, (8. Aufl.),
Stuttgart, 1897, 67,