ALAL-oben-25.jpg
0-Berufe-12.jpg
 
Arbeiterliedarchiv
Lancken
im e.V.
Musik von unten
 
Reinh-4-6bx.bmp
 
A
J
S
B
K
T
C
L
U
D
M
V
E
N
W
F
O
X
G
P
Y
H
Q
Z
I
R
Home  
Aktuelles / Termine
Liederwerkstatt
Publikationen

Volksliedarchiv Lancken

Arbeiterliedarchiv Lancken
Stichworte 
Zeit / Epoche 
Bauernkrieg,
Freiheitskriege,
Vaterland,
Heimat,
Hymne,
Polenlieder,
Deutsch-Französischer Krieg 1870-71,
Sedanfeier,
Handwerksburschen
Deutscher Bund (1815-66)
1848
Norddeutscher Bund (‘66-71)
DAS
Instrumentalmusik
Polenlieder
Vagabund Kunde Monarch
Vom Kaiserreich zum 1. WK
1. Mai / 8 Stundentag
Soldatenlied

Weimarer Republik
Frontkämpferlied
Jugendbewegung
Partei / Gruppe
Sport - Radfahrer - Turner
Agitprop
Frauen / Emanzipation
Liedverbote
Bauern - Landagitation
Feiern, Fest usw.

Nationalsozialismus u. 2. WK
BRD
DDR

Personen
Synonyme
Berufe / Geschäfte
Glaube / Einstellung
Liederbuch





Reinhold Köhler,
Alte Bergmannslieder
Weimar 1858


Vorwort.

Von alter Städte Mauern
der Widerhall erklang;
die Bürger und die Bauern
erhuben frischen Sang.
Der Senne gat gesungen,
der über den Wolken wacht;
Ein Lied ist aufgeklungen
tief aus des Germanns Schacht.
Uhland.



pdf (Abschrift MVU)
58-Koehler-Tif-w4.jpg
Bei der regen Thätigkeit, die jetzt der Sammlung und Erforschung des Volksliedes zugewendet wird, ist es auffällig, daß nur wenig für ein Sammlung der bergmännischen Volkslieder, der Bergreien im ursprünglichen Sinne des Worts, geschehen ist. Carl Friedrich Mosch gab im zweiten Bande seines Werks ‚Zur Geschichte des Bergbaus in Deutschland’ (Liegnitz 1829) S. 138-210 eine Anzahl meist alter bergmännischer Lieder und Sprüche,  
S. IV
wobei man jedoch eine genauere Angabe der Quellen, sowie kritische und erklärende Anmerkungen vermist. alles, was Mosch bietet – mit Ausnahme des Bergwerksreien von Idria – hat Motiz Döring *(1) in das zweite Heft seiner ‚Sächsischen Bergreyhen’ (Grimma 1840) aufgenommen, in welchem er ‚die ehrwürdigen Ueberreste bergmännischer Gesangskunst, wie sie aus einer längst verschollenen Zeit zu uns herüber tönten’, zu sammeln gesucht hat **(2).

S. V
Von den 62 Nummern sind ein Theil eben aus Mosch und andern gedruckten Quellen entnommen, andre nach mündlicher Ueberlieferung, besonders aus Johanngeorgenstadt und Schneeberg, mitgetheilt. Außerhalb Sachsens zu sammeln lag nicht in der Absicht des Herausgebers. Einige Stücke gehören streng genommen nicht in die Sammlung, da sie, die einen überhaupt keibne Lieder, die andern keine eigentlichen bergmännischen sind. Wie bei Mosch wünscht man häufig näheres über Quelle und Herkunft der Lieder zu erfahren und empfindet nicht selten den Mangel philologischer Kritik und erklärender Anmerkungen. Aber trotz diesen Ausstallungen die Döring’sche Sammlung sehr dankenswert und um so schätzbarer, als seitdem keine ähnliche wieder veranstaltet worden ist.

Und doch wäre sicher noch viel zu sammeln, hauptsächlich aus dem Munde von Bergleuten und aus geschriebenen
S. VI
Liederbüchern, die gewis in vieler Hände sich noch befinden. Auch in Chroniken der Bergwerke und Bergstädte, in dene Kirchengesangbüchern derselben uns sonst vielleicht in ältern bergmännischen Büchern mag noch manches liegen, was verdient zu Tage gefördert zu werden.

Eine kleine Nachlese zu den Sammlungen von Mosch und Döring biete ich auf den folgenden Blättern.

Einen Theil der mitgetheilten Lieder habe ich während eines mehrwöchentlichen Aufenthalten in Ilmenau im Sommer 1855 gesammelt. Und zwar habe ich mehrere dieser Lieder von Bergleuten aus den unweit Ilmenau gelegenen, nur durch die Ilm getrennten Dörfern Kammerberg und Manebach, von denen jenes weimarsich, dieses gothaischen ist, singen hören und in geschriebenen Liederbüchern vorgefunden; für andre – besonders solche, die mehr geistlich denn weltlich sind – waren jene Liederbücher, von denen die ältesten in den letzten zwanziger Jahren geschrieben sein mochten, die alleinige Quelle, und diese Lieder schienen den jüngern Bergleuten ziemlich unbekannt zu sein. Außerdem schöpfte ich aus geruckten Büchern, und zwar besonders aus einem äußerst seltenen *(3) Buch, welches den Titel

Anmerkungen:
1   * M. Döring † 29. October 1856 als Conrector zu Freiberg.
2   ** Das erste Heft der Sächsischen Bergreien (Grima 1839) enthält lauter moderne, von meist genannten Dichtern (mehrere von Döring selbst) gedichtete Lieder. Viele darunter sind recht schön, einzelne, wie z. B. die von Novalis und Körner, vortrefflich, aber es sind eben keine wirklichen Volkslieder. Andere zum großen Teil dieselben Lieder enthaltende derartgige Sammlungen sind: Grubenklänge: Eine Liedersammlung für Bergleute, bergmännische Sängerchöre und Freunde des bermännischen Gesanges; herausgegeben von der Gewerkschaft der Zeche Wiesche bei Mühlheim a. d. Ruhr. Zweite verm. Aufl. Mühlheim a. d. Ruhr 1840. K. Chr. W. Kolbe, Neuestes Bergreihenbuch oder Sammlung der neuesten bergmännischen Lieder fröhlichen und ernsthaften Inhalts. Halle 1843. Hilarius Glückauf, der fröhliche Berg- und Hüttenmann. Eine Sammlung der beliebtesten Lieder heitern und ernsten Inhalts für Berg- und Hüttenleute. Eisleben o. J. (in den letzten Jahren erschienen). Glück auf! 676 Bergmannslieder mit beigedruckten Melodien nebst 25 Trinksprüchen. Mühlheim a. d. Ruhr (1857). Johann Nepomuk Vogl, Aus der Teufe. Bergmännische Dichtungen. Mit Bildern und Singweisen. Zweite verm. Aufl. Wien 1856 (enthält nur Gedichte von Vogl). – Auch im Mildheimischen Liederbuche ist der Bergmannsstand mit einigen rech unvolksmäßigen Liedern bedacht.
3   * Ein Exemplar – vielleicht das einzig erhaltene – findet sich auf der Leipziger Universitätsbibliothek, und es ist mir der Gebrauch desselben hier in Weimar gütigst verstattet worden.

S. VII
führt: ‚Neu-vermehrtes vollständiges Berg-Lieder-Büchlein, Welches nicht allein mit schönen Berg-Reyhen, sondern auch Andern lustigen, so wohl alt- als neuen Weltlichen Gesängen, Allen lustigen und frölichen Hertzen, Zu Ergötzung des Gemüthes, versehen. Gedruckt im Jahr.’ Dieses Büchlein, welches bereits Uhland (deutsche Volkslieder S. 977), Erk (deutscher Liederhorts S. 116) und H. R. Hildebrand (Fr. L. von Soltaus Deutsche historische Volkslieder, zweites Hundert. Aus Soltaus und Leyfers Nachlaß und andern Quellen herausgegeben mit Anmerkungen von H. R. Hildebrand. Leipzig 1856, S. 398 und 405) benutz haben, ist in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Sachsen, vielleicht in Freiberg, gedruckt, und zwar mit Rücksicht auf ein bergmännisches Publikum; denn es enthält unter zweihundert und etlichen Liedern vierzig wirkliche Bergmannslieder, darunter mehrere auf Freiberg bezügliche. Die rein weltlichen Lieder habe ich fast sämmtlich mitgetheilt, von den mehr geistlichen nur eine kleine Auswahl.

Nächst dem Bergliederbüchlein konnte ich ein Büchlein

S. VIII
benutzen, dessen Titel lautet: ‚Der GDTT gelassene BERRGMANN, Das ist Unterschiedliche Geistreiche Bergk-Andachten So wohl In Morgen, Abend und Täglichen Gebethen, Als auch in einen kurtzen Communion und Bergkmännischen Gesang-Büchlein bestehend, Vor hohe und niedrige Christliche Bergk-Beamte, bauende Gewercken und Bergkleute. Aus der aller edelsten Fund-Grube Des Heil. Worts GOttes, auch Gottseeliger Männer Schriften, weyland zusammen getragen von M. Christian Zeidlern, gewesenen Rector der Saalfeldischen Stadt-Schule. Itzo aber aucf Begehren von neuen übersehen und vermehret von J. G. Z. S. S. R. *(4) Jena 1693.’ Diesem andachtsbuche ist ein Anhang mit frischer Paginierung und dem Titel ‚J. R. J. Folgen Etliche Christliche  Bergk- und andere Gesänge’ beigegeben, der neunzehn Lieder enthält. Ich habe einige daraus mitgetheilt, die sich zugleich, aber meist in schlechterem Texte im Bergliederbüchlein vorfinden und demnach beliebt und verbretet sein mußten. Ich suchte solche auszuwählen, die besonders volksmäßig und bergmännisch
S. IX
gehalten sind. Kenner der hymnologischen Litteratur können möglicher Weise von manchem der mitgetheilten geistlichen Bergmannslieder die Verfasser nachweisen.

Manchem Forscher ist es vielleicht angenehm, wenn ich hier ein Verzeichnis der Lieder beifüge, die sich in den „Christlichen Berg- und andern Gesängen“ (mit A bezeichnet) und in dem Bergliederbüchlein (B) vorfinden und die ich nicht in meine Sammlung aufgenommen habe. Wenn mit die Lieder noch sonst bekannt waren, habe ich es bemerkt.

Auf, auf, ihr Bergleut alle,
ihr Christen insgemein …  8 Strophen B Nr. 81.

Auf, mein Herz, auf auf, ihr Sinnen,
wachet aller Sorgen frei …  13 Str. B Nr. 198.
Döring II, 74. Bei letzerem einiges falsch, zum Theil Druckfehler.

Ausbeuthe hat man gegeben
Trinitatis im vierzigsten Jahr …  4 Str. B Nr. 79.
Döring II, 152 und 156.

Das alles, was über und unter der Erden
uns dürftigen Menschen bescheeret mag werden …  7 Str. A S. 37;
 umgestellt und auch sonst verändert   B Nr. 196.

Das Bergwerk wolln wir preisen,
weil Gott drin thut beweisen …   5 Str. A S. 22;
 besser B Nr. 177.

S. X
Das walt der höchste Schöpfer mein,
in Gottes Namen fahr ich ein …   10 Str. B Nr. 51.
 Eisleber Gesangbuch 1788, Nr. 487.

Ein Bergmann, der recht lebet
in Gefahr und schwebet …   10 Str. B Nr. 28.
In der letzten Strophe wird Freiberg erwähnt, in der 7ten das Erzgebirge.

Ein Bergmann liegt, Herr Jesu Christ,
weil nun der Tag vergangen ist … 13 Str. A S. 41.

Freue dich, Freiberg, dein Bergwerk noch flimmert
hinne und draußen in deiner Refier…   12 Str. B Nr. 49.
 Gelegenheitsgedicht auf Freiberg.


Anmerkungen:
4   * d. h. nach der Unterschrift der Dedication ‚Johannes Georgius Zimmermann, Schol. Sulz. Rector’, Rector der Schule in Stadt Sultza im Großherzogthum Sachsen-Weimar.
 
Weiter >