Weihnachtslied des Ausgewiesenen
1. Wie ist es so schön in der weiten Welt,
Wie friedlich rings ruhen die Auen!
Wie stattlich das lustige Tannengezelt
Im Winterschmucke zu schauen.
Philister wohl ruhet am Ofen zu Haus,
Ich aber zieh’ in die Welt hinaus,
Umjagt von den wirbelnden Flocken –
Fern grüßen die Weihnachtsglocken.
2. Das ist eine liebliche Engelsmusik
In des Wettersturmes Gebrause.
Es rastet mein Fuß und ich wende den Blick
Nach der nordischen Ferne – nach Hause.
Dort weilen mein Weib und mein Töchterlein,
Bei ihnen auch kehret das „Christkind“
ein –
Der Vater nur, der Verbannte,
Er kehrt nicht zum heimischen Lande.
3. Und doch sind sie sicher vor Leid und Noth
Im Schutze der Heimath geblieben,
Die Freunde, ob Kerker, ob Bann sie bedroht,
sie sorgen für unsere Lieben.
Denn hat auch des Feindes gewaltige Hand
Zerrissen ein jegliches äußeres Band,
Nur fester hält alle Genossen
Die Treue der Herzen umschlossen.
4. Drum weiter, drum weiter, du rastender Stab,
Wir dürfen die Ruhe nicht finden.
In die Dörfer hinab! in die Städte
hinab!
Das Lied von der Treue zu künden.
Die Feinde haben mich ausgesandt,
Ich soll es verkünden von Land zu Land:
Wir führen trotz Unbill und Rache,
Der Arbeit heilige Sache!
5. Und funkelt und leuchtet ein Weihnachtsbaum
Am Wege herab aus der Hütte,
Da tret’ ich hinein in den glänzenden
Raum,
Da hemm’ ich die eilenden Schritte,
Und rufe: Ihr feiert der Liebe Fest
Beim Glanze der Kerzen, - so nimmer vergesst,
Daß Licht in der Welt erst muß werden,
Eh’ waltet der Friede auf Erden!
