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Deutsche Arbeiter-Dichtung Bd. 5
Eine Auswahl Lieder und Gedichte deutscher Proletarier, Stuttgart 1893, S. VII - XII

Andreas Scheu

Autobiographische Skizze



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Ich wurde am 27. Januar 1844 in Wien geboren. Mein Vater, der Sohn katholischer Eltern, war als Möbelschreiner und Zeichner von Koblenz am Rhein nach Oesterreich eingewandert, und meine Mutter war die Tochter eines ungarischen Potestanten, der in Wien ein Weib gefunden und eine Familie gegründet hatte. Da meine Mutter keine Glaubensverschiedenheit unter uns Kindern haben wollte, so leistete sie auf das Recht, die Mädchen protestantisch erziehen zu können, Verzicht, und die zwei Schwestern wurden gleich uns drei Brüdern der katholischen Pfarrschule anvertraut. Ich trat dort mit meinem fünften Jahren ein und mit meinem zehnten wieder aus und in die Kommunal-Realschule, deren zwei untere Klassen ich mit gutem Erfolge absolvirte. Daß der Erfolg keinen besseren namen bekam, war wohl vorwiegend meinen „Sitten“ zuzuschreiben, die der Herr Schuldirektor als „kaum genügend“ zu bezcihnen sich veranlaßt fand. Ich merkte nämlich nicht blos auf das, was die Professoren sagten, sondern auch auf ihre Manieren und nationalen Accente, ihre Gewohnheitsphrasen und Bewegungen, die ich dann in den Unterichtspausen einer beifallstürmenden Klasse zum Besten gab. Als der Herr Direktor davon erfuhr, ließ er meine gute Mutter rufen und rieth ihr, mich doch lieber zu einem „tüchtigen Meister“ in die Lehre zu geben, welchen Rath sie auch befolgte.

Ich sollte Vergolder werden und lernte bald, daß nicht Alles Gold war, was da glänze. Die Werkstätte bot mir wohl der Arbeit genug, aber des Unterrichtes zu wenig, und ich nahm Zuflucht zur Gewerbeschule, die ich an Sonntagen regelmäßig genug besuchen durfte. Die Abendklassen der Wochentage aber mußte ich oft versäumen, da wir bis spät schafften, und nicht selten sogar ganze Nächte durcharbeiten mußten. In der Sonntagsschule übte ich zeichnen und lernte Modelliren, und erwarb mir dadurch eine große silberne Preismedaille. Noch vor Ablauf meiner vierjährigen Lernzeit starb mein Vater. Als Gehilfe arbeitete ich eine Zeitlang in Wien und Prag, von welch letzterer Stadt mich die zunehmende Krankheit meiner Mutter wieder zurückkehren hieß. Nach dem Tode der Mutter blieben wir Geschwister noch einige Jahre beisammen, und ich fand beständige Arbeit in der bedeutendsten Wiener Bilder- und Spielrahmen-Fabrik als Zeichner und Modelleur. In dieser Stellung verheirathete ich mich im Mai 1867, im Alter von dreiundzwanzig Jahren.

Wenige Monate später erhielt ich über Verwendung meines liebenswürdigen Arbeitgebers, Herrn Benedikt Kölbl, vom niederösterreichischen Gewerbeverein ein Stipendium zum Besuche der Pariser Industrieausstellung, wo ich, im Verein mit zwanzig anderen auserwählten jungen Leuten, zum ersten Male in die Wunder der Weltmarkt-Produktion staunenden Einblick nahm. Meine politisch-ökonomischen Ansichten waren damals noch zu unentwickelt, um mich in Paris zum Eingehen diesbezüglicher Verbindungen zu veranslassen; doch war mein Bericht über jene Ausstellung und über die Rolle, welche das offzielle Oesterreich auf derselben gespielt, radikal genug abgefasst, um der Kammer den Abdruck desselben als unthunlich erscheinen zu lassen.

Kurz nach meiner Heimkehr von Paris wurde ich in den Strudel der Arbeiterbewegung gezogen. Die Wogen derselben gingen hoch, da der Besitz einer Verfassung und eines entsprechenden Versammlungsrechts dem österreichischen Volke ein ungekanntes und darum reizendes Gefühl war. Ich hörte vom Sozialismus zum ersten Male auf der großen Volksversammlung am 26. Dezember 1867, wo die Staats- und Selbsthilfler gewaltig aufeinanderplatzen. Von Stund’ an gehörte ich der Sache .

Ich schloß mich dem Arbeiterbildungsvereine an, verschlang die Schriften von Lassalle, vertiefte mich in jene von Marx und nahm endlich an den öffentlichen politischen Versammlungen theil. Bald fühlte ich mich in den Vordergrund der Aktion gedrängt; ich vernachlässigte meine Erwerbsgeschäfte und widmete mich mehr und mehr den Pflichten des Parteikampfes. Im Jahre 1869 war ich einer der österreichischen Delegirten auf dem Kongreß zu Eisenach. Dann kam die Demonstration des 13. Dezember vor dem österreichischen Reichsrathsgebäude, für deren Erfolg ich in den Provinzen thätig war. Am 1. Januar 1870 übernahm ich mit H. Oberwinder die Redaktion des „Volkswille,“ und am 2. März desselben Jahres wurde ich auf Anklage des „Hochverraths“ verhaftet. Das Beweismaterial schrumpfte zwar gemach auf die Mitgliedschaft an der sozialdemokratischen Partei zusammen – allein nach langer Untersuchungshaft wurde ich am 19. Juli 1870 mit meinen Genossen Oberwinder, Pabst und Most des genannten Verbrechens für schuldig befunden und zu fünf Jahren Kerker verurtheilt. Im Oktober wurde ich und Oberwinder nach der Strafanstalt Garsten abgeführt. Der Regierungsantritt des Ministeriums Hohenwart macht unserer Haft ein Ende, da wir in die für die czechischen Staatsrechts-Hochverräther nothwendig gewordene Amnestie mit einbezogen wurden, und am 9. Februar 1871 kehrten wir wieder auf unsere Posten zurück.

In den zwei folgenden Jahren meiner Agitationsthätigkeit kam ich selbstredend wiederholt mit den Behörten in Konflikt, wurde in Reichenberg und Pest verhafte und hatte verschiedene Freiheitsstrafen zu überstehen. Für die Redaktion des „Volkswille“ war ich verantwortlich bis zum Sommer 1873, wo der Abfall Obersinder’s eine Spaltung der Partei veranlasste und mich zwang, in Wiener-Neustadt ein neues Parteiorgan, die „Gleichheit,“ herauszugeben.

Die Ehrenbeleidigungsklage, welche Oberwinder gegen mich als Redakteur der „Gleichheit“ Anfangs 1874 anstrengte, nahm einen für den Kläger verhängnißvollen Ausgang, denn ich wurde von den Geschworenen einstimmig freigesprochen.

Nach dem glücklichen Ausgang dieser Sache fühlte ich mich ebenso berechtigt wie verpflichtet, meine wirthschaftliche Lage in Betracht zu ziehen. In meinem Berufsgeschäfte konnte ich leider in Oesterreich keine Verwendung mehr finden; und als ich auf einer Besuchsreise in Brüsau (Mähren) verhaftet, von da nach Zwittau und Prag geschleppt und endlich von dort als „erwerbs- und besitzloser Vagabund“ auf eigene Kosten nach Wien zurückdirigirt worden war, da kam ich zu dem Schlusse, daß meines Bleibens „zu Hause“ nicht mehr sei, und ich reiste im Juni 1874 nach England.

In London war es mir schwerer, als ich erwartet hatte, in meinem Fache dauernde Verwendung zu finden. Ich schloß mich der deutschen Sektion der Internationale an und arbeitete mit an deren Vereinigung mit den dortigen Lassalleanischen Elementen. anfangs 1875 ging ich nach Schottland, wo ich in Glasgow Stellung fand. Von dort übersiedelte ich nach Edinburg, wo ich bis 1880 verblieb. Im vorhergegangenen Jahre hatte J. Most in London die „Freiheit“ gegründet, die sich anfangs auf den Boden des kommunistischen Manifests gestellt, und die Hoffnung, mit ihm gemeinsam erbeiten zu können, hatte mich veranlasst, meine Edinburger Stellung aufzugeben und nach London zu kommen. Als Most aber in „Anarchismus“ zu machen anfing, trennt ich mich von ihm und wurde in Folge dessen von ihm und seinem Anhang als „Abtrünniger“ und „Verräther“ in den Bann gethan. Seither bin ich als Vertreter ausländischer Firmen hier thätig gewesen. In meiner freien Zeit wandte ich mich der englischen Arbeiterbewegung zu, war Mitglied verschiedener sozialistischer Körperschaften und Mitarbeiter an Zeitschriften derselben Richtung. Eine sozialistische Partei giebt es in England noch nicht; doch ist eine solche im Werden, und ich schätze mich glücklich, an der Gestaltung derselben thatkräftig mitwirken zu können.

London, November 1892.
Andreas Scheu



Lieder und Gedichte
Arbeiter-Bundeslied (Arbeiter, auf, und schließt die Hände) Mel.: Josef Scheu, Wien März 1869 – S. 3
Die Arbeit (Wohin, o Mensch, dein Auge sieht) Mel.: Josef Scheu; Gedichtet zur Eröffnung der ersten österreichischen Arbeiter-Industrie-Ausstellung in Wien, 1869 (April 1869) – S. 5
An Josef Krosch (Du sankst dahin in Deines Lebens Blüthe) – S. 6
Sehnsucht nach der Freiheit (Wie pflege ich doch des müß'gen Geschau's) – S. 7
An T. W. (Es gleicht mein Herz in seiner Liebe Ringen) – S. 11
An Freund J. M. („Die Lust war groß, drum ist das Leid unsäglich!" – S. 12
Sy.vester (1870) –  (Das Jahr verrinnt - im Sterben liegt' - es tritt ein neues in den Plan) – S. 13
Meiner Frau zum Neuen Jahr 1871 (Wie bald ist doch ein irdisch Jahr vergangen) – S. 16
Freiheitsgang (Wir schulden unser Leben jenen Zwecken) – S. 17
Unbesonnener Streik (Nun denn, ihr wackren Brüder, Schmiedsgesellen) – S. 18
Männer der Arbeit (Was fluthet und strömt durch die Straßen dahin) – S. 19
Die Streikisten vor Bierburg (Bierburg war ein schönes Städtchen) (Gefängnis Garsten, Februar 1871) – S. 20
Juchhei, Achtstundentag (Herbei, ihr lieben Werkgenossen) Mel. Crambambuli; London, April 1890 – S. 25-27;
Arbeiter-Mailied (Endlich sind des Winters Plagen) – S. 27
Maiengeist (Es lag in schwerer Knechtschaftsfrohn) London April 1891 – S. 29-32,
Metallarbeiterlied (Tief in der Erde heißem Schooß) Harrow, September 1891 – S. 32-35,
Dem Angedenken der Kommune von Paris 1871 (Es ruhen deine lichbestrebten Schwingen) Harrow, 15, Januar 1892  – S. 35f.
Stimmung (Wie schlich sie dahin, die lange Zeit) 13. Dezember 1891 – S. 36-43
Grablied (Milde schließ, o Mutter Erde) Edinburgh, Oktober 1890 – S. 44
Frühlingsruf (Wiedererwacht sind das Licht und die Wärme) Harrow, Februar 1892. – S. 45r.
Der Arbeitsvölker Maienbund (Des neuen Lenzes Odem weht) Harrow, am 13. März 1892 – S. 47f.
Festgesang (Die du die Binde von dem Blick genommen) (Festgesang zum 25jährigen Gründungsfeier des Arbeiter-Bildungsvereins Wien 1892. (Musik Josef Scheu) Harrow, August 1892 – S. 49f.

Frühlingsboten.
Maifestspiel in drei Aufzügen – S. 51

Uebertragenes
Die Arbeiterfrau an ihren Mann – S. 139
Die einsame Zelle – S. 141
Der Gefangene an die Sklaven – S. 143
Das Lied der „Untern Klassen“ – S. 144
Lied der Feld-Taglöhner – S. 146
Bald wird es besser gehen – S. 147
Gleichheit – S. 148
Im Hafen – S. 149
Der Arbeiter Maientag – S. 150
Der Schrei der Plage – S. 152
Ein Opfer – S. 154
Der Advent der Demokratie – S. 155
Der Appell der Zeitalter

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