Mandoline: Das Beispiel
Hamburg (3)
Arbeitermandolinistenklub
„Unsere Freude“ (Gruppe Hoheluft)
Erstmals erwähnt
anlässlich des Internationalen Frauentages am
Sonnabend, den 9. März 1929 im Volksheim
Sachsenstraße. (Es sprechen: Gen. Lily Web
[England], Gen. Frida Rosenthal [Stadtverordnete,
Berlin].) Dazu: Aufführung, Rezitation (HVZ v.
5.3.1929, S.6,Anz). Im Programm waren
außerdem: Aufführung und Rezitation
(5.3.1929, S.6,Anz.)
Die Lenin-Liebknecht-Luxemburg
Gedenkkundgebung am Freitag, den 24. Januar 1930
bei Sagebiel fand mit einem Mandolinenorchester
(fälschlich aus „Mandolinenchor“)
statt. Ob es sich dabei um mehrere Gruppen handelt
ist nicht eindeutig, auf jeden Fall aber war die
Gruppe Hoheluft dabei. Sie war mit dem Lied
„Brüder zur Sonne“
angekündigt. Mit dabei waren ein
Blasorchester, Rezitation, der „Frauen- und
Männerchor Altona und Männer- und
Frauenchor West“ und die Nieter. Die
Ansprache hiel der M.d.L. Schubert. Gesungen wurden
die Lieder:
Auf weitere Konzerte wurde
hingewiesen am 26.3., 24.6.1929, am 13.3.1930
anlässlich der Märzkundgebungen vom 15.
und 16. März. Bei dem letzten
Veranstalgungshinweis zum Konzert und Ball im Lokal
Brauer, Stresemannallee (früher:
Neu-Lockstedter Straße) wurde darauf
hingewiesen, dass das Orchester jetzt DAMB, Hoheluft (vormals
„Unsere Freude“) hieß und, dass fortgeschrittene
Mandolinisten + Gitarristen noch aufgenommen
würden. am 18. des Monats wurde auf den
Übungsabend in unseren neuen Klublokal bei
August Riefeler, Beim Schlump 25 hingewiesen (HVZ
v. 18.3.1930 (Di), S.8: Ankdg.).
„Die
Internationale“ (mit Orchester)
Feindliche Stürme
(Blasorchester)
Tod (Arbeiterlied,
Trauermarsch)
Warschawjanka,
Brüder, wir stehen
geschlossen.
Brüder zur Sonne
(Schlußgesang)
Anlässlich der
Veranstaltung fand ebenfalls die
„Einführung der neueingetretenen
Mitglieder durch den Vertreter der BL und eines
Parteiveteranen (Wahlgren - Geesthacht)“
statt.
Rezitiert wurde „Wir
sind nicht zu verbieten“ (von Karl
Liebknecht)
Nach der Schlussansprache
folgt die Aufforderung: „Hinein in die
Partei!“
Abschließen heißt
es in dem Aufruf: „In Massen heraus zu dieser
Kundgebung als Gelöbnis des gesteigerten
Kampfes gegen alle Arbeiterfeinde, gegen
Antikommunistengesetz und faschistischen
Terror!“ (HVZ vom 18.3.1930) Direkt am Tag
der Veranstaltung folgte noch ein Aufruf, dass man
Gitarristen und Mandolinisten sucht. (HVZ v.
24.1.30, S. 5)
Am Sonnabend, den 10 Mai 1930
fand im Hansasaal in Hamburg-Eimsbüttel ein
Proletarischer Konzertabend statt, der
folgendermaßen angekündigt wurde: Es
wirken u.a. mit: Blasorchester „Frei
weg“, Trommler- und Pfeiferkorps „In
Treue fest“, „Männer- und
Frauenchor West, Mandolinenorchester
„Unsere Freude“. Um Zahlreichen Besuch wird gebeten.
Rauchen polizeilich verboten. Kassenöffnung
19.30 Uhr. Anfang präzise 20 Uhr. Eintritt 75
Pf. Erwerbslose an der Kasse 30 Pf. Zu erreichen
mit den Linien 3, 5, 11, 17, 36. (HVZ v. 9.5.30
(Fr), S.4: Wichtige Veranstaltungen)
Zwei Tage später, am 12.
Mai wurde die Veranstaltung folgendermaßen
gewürdigt:
„ein großer
proletarischer Konzertabend wurde am Sonnabend in
den Hansasäle, Eimsbüttel, veranstaltet.
Unter den Mitwirkenden sahen wir das Blasorchester
„Frei weg“ unter Leitung seines
Dirigenten Skorisko, das Trommler- und Pfeiferkorps
„In Treue fest“, das Mandolinenorch „Unsere Freude“ sowie den Männer- und
Frauenchor West unter Leitung von Robert Weisert.
Die Leistungen der
Mitwirkenden erfahren, wie man wohl annehman darf,
durch den von Arbeitern und Arbeiterinnen bis zum
letzten Platz gefüllten Saal eine besondere
Anregung. Mit zwei wuchtigen, flott gespielten
Märschen eröffnete das Blasorchester den
Abend. Die Trommler und Pfeifer ernteten
großen Beifall, ebenso die Mandolinisten,
besonders bei den „Wolgaklängen“.
Gespannt wird der Männerchor erwartet, der
dann auch mit seinem Dirigenten R. Weisert auf die
Bühne tritt. Wuchtig und fest bringt er
„Sturm“ zum Vortrag. Die einzelnen
Chöre sehen sich durch den stürmischen
Beifall immer wieder veranlaßt,
Wiederholungen ihrer Vorträge vorzunehmen.
Der Konzertabend zeigte
durch sein wechselvolles Programm und durch das
glänzende Zusammenspiel, daß die
Arbeiter-Musik- und Gesangsvereinigungen es
verstehen, den Werktätigen einige Stunden zu
bieten, die Zeugnis ablegen. Es ist nur zu
wünschen, derartige Abende des öfteren zu
veranstalten, denn die Proletarier wollen ihre
[gesp] Musik, die proletarische gesp Musik,
hören.
Diese Abende sind
schlechthin nicht nur Feiern, sie stärken das
Klassenbewußtsein des Proletariats. Jeder
Teilnehmer wird mit diesem Bewußtsein nach
Hause gegangen sein.
Arbeiter-Mandolinen-Orchester
St. Pauli
Am 18. September 1929 wird die
„Neugründung der Gruppe St. Paul des
Deutschen Arbeiter-Mandolinisten-Bundes“ bei
Schmidt, Eimsbütteler Str. 12. bekannt gegeben
(HVZ v. 18.9.29, S. 4. Ankdg.) Erst über ein
Jahr später, am Sonnabend, den 11. Januar 1930
taucht das Mandolinen-Orchester von St. Paul wieder
erwähnt. Zusammen mit der „Roten
Kolonne“ fand eine Veranstaltung bei Aug.
Rath. Rothesoodstraße statt. (Eintritt 30/20
Pf.; HVZ v. 11.1.1930)
Eppendorf – Gruppe
Mignon – „Rote Zupfer“
Am 21. März 1930 wird
erstmals eine Gruppe Mandolinenorch
„Mignon“ in den Ankündigungen der
HVZ mit ihrem Übungsabend jeden Freitag im
Klublokal bei Karl Stoye, Niendorfer Str. 60 mit
dem Zusatz „DAMB Gau 4, Bezirk 1 (Gr.-HH)
erwähnt. (HVZ v. 21.3.30, S.8 Ankdg.) Am
Freitag, den 9. und Donnerstag, den 15. Mai des
gleichen Jahres wird diese Ankündigung mit dem
Zusatz „Gruppe Eppendorf wiederholt. (HVZ v.
9.5.30, S.4 und 15.5.30, S.3).
Ein Jahr später, am
Sonnabend, den 16. Mai 1931 wird einerseits
verkündet, dass die Gruppe Eppendorf
beschlossen habe, sich den Namen „Rotes Zupf-Orchester“ zuzulegen und andererseits
wird auf das erste Konzert hingewiesen, das am
gleichen Tag im Lokal von H. Siegmund, Ecke
Kegelhof- und Frickestr. stattfinden würde:
Anfang 20,30 Uhr Eintritt frei. (HVZ v. 16.5.31
(Sa), S. 7)
Am Donnerstag, den 25. Juni
1931 werden die „Arbeiter Barmbecks,
Kleingewerbetreibende“ und
„Beamte“ aufgefordert, „zur
Kundgebung der Freunde der Sowjetunion am Freitag,
26. Juni, 20 Uhr, im Alten Schützenhof,
Barmbeck“ zu kommen. „Der
Schriftsteller Franz Glienke spricht über
‚Die Sowjetunion von heute’.“
Propagandistisch interessant wird die Behauptung
eingebaut, das es sich um einen „aus der
Sowjetunion zurückgekehrten
SPD-Arbeiter“ handelt. Musikalisch begleitet
das „Mandolinenorchester
Rote Zupfer“ und
K. Rotfels mit einer Rezitation die Veranstaltung
(Unkostenbeitr. 40/20 Pf.; HVZ v. 25.6.31, S.4)
Am 20. November 1931 gibt die
Gruppe Eppendorf (Rote
Zupfer) ein Statement
ab:
„Unsere Gruppe hat es
sich zur Aufgabe gemacht, vorwiegend proletarische
Tendenzmusik zu pflegen. Mit der
Neutralitätsduselei auf dem Gebiet der
Musikkultur haben wir restlos aufgeräumt.
Warum denn sonst Arbeitermandolinisten? Klassenbewußte Mandolinen-
und Gitarrespieler, her zu uns! Schließt die
Reihen, helft mit am Aufbau der proletarischen
Arbeiter-Mandolinistenvereine, um in breitester
Front der Kulturreaktion einen Damm
entgegenzusetzen. Darüber hinaus mit
beizutragen zur Schaffung einer neuen
proletarischen Musikkultur.
Anfängern,
Fortgeschrittenen woei guten Spielern mit
Notenkenntnissen ist bei uns Gelegenheit gegeben,
sich in die jeweilige besondere Gruppe
einzugliedern. Unsere Übungsabende sind
Montags und Dienstags von 20 bis 22 Uhr, bei Daun,
Lockstedter Weg 45. Anmeldung dortselbst.“
(HVZ v. 20.11.31 [Fr], S.3 Sp.4)
Die letzte belegte
Veranstaltung der „Roten Zupfer“ fand
am Freitag, den 29. April 1932 um 20 Uhr in den
Hansasälen Langenfelde statt. Dabei handelte
es sich um ein Wohltätigkeitskonzert für
die Rote Hilfe. Veranstalter war der
„Hamburger Männer- und Frauenchor
West“, die Ansprache hielt der
Bürgerschaftsabgeordnete der KPD Gustav
Gundelach. Die Genossinnen und Genossen wurden
„ersucht, sich rege zu beteiligen“.
Eintr. 40 Pf. (HVZ v. 26. 4.32 (Di), S.4 Ank
Wichtige Veranst.)