Die Wienerin in
In Berlin, sagt’ er,
Mußt du fein,
sagt’ er,
Und gescheut, sagt’ er,
Immer seyn,
sagt’ er,
Denn da haben’s, sagt’ er,
Viel
Verstand, sagt’ er,
Ich bin dort, sagt’ er,
Schon
bekannt.
Nimm zehn Briefe, sagt’ er,
Mit hinab,
sagt’ er,
Gieb sie richtig, sagt’ er,
Alle ab,
sagt’ er,
Hier der Große, sagt’ er,
Hat’
s’ im Bauch, sagt’ er,
Und geschrieben, sagt’
er,
Seyn sie auch.
Und hernach, sagt’ er,
Leg’ dich
an, sagt’ er,
G’rad so schön, sagt’
er,
Wie man kann, sagt’ er,
Gute Kleider, sagt’
er,
Wie zur Tauf’, sagt’ er,
Und die Haub’n,
sagt’ er,
Oben d’rauf.
Ganz besonders, sagt’ er,
Und vor Allen,
sagt’ er,
Such durch’s Sprechen, sagt’ er,
Zu
gefallen, sagt’ er,
Recht Berlinisch, sagt’ er,
Immer
sprich, sagt’ er,
Und statt mir, sagt’ er,
Sagst du mich.
Im Thiergarten, sagt’ er,
Ist’s gar
schön, sagt’ er,
Wirst viel Wagen, sagt’
er,
Fahren seh’n, sagt’ er,
Und es sitzen,
sagt’ er,
Damen d’rin, sagt’ er,
Wie die
schöne, sagt’ er,
Wienerin.
Berlin (1824)
Grüß’ mir alle, sagt’
er,
Die ich kenn’, sagt’ er,
Kann sie dir nicht,
sagt’ er,
Alle g’nenn’n, sagt’ er,
Wem du
siehst, sagt’ er,
Grüß’ mir halt, sagt’
er,
Jeder nimmt sich’s, sagt’ er,
Dem’s
gefallt.
Merk’ wohl auf, sagt’ er,
Daß
die Herr’n, sagt’ er,
Dich nit foppen, sagt’
er,
Sie thun’s gern, sagt’ er,
Du bist halt,
sagt’ er,
Noch a Schuß, sagt’ er,
Und a
Busserl, sagt’ er,
Heißt dort Kuß.
Gar zu leicht, sagt’ er,
Wenn man
küßt, sagt’ er,
Kommt man dort, sagt’
er,
Zu ‘nem Zwist, sagt’ er,
Denn sie plauschen,
sagt’ er,
Wunderschön, sagt’ er,
Du
wirst’s halt, sagt’ er,
Nit versteh’n.
Wann i wüßt’, sagt’
ich,
Daß i müßt, sagt’ ich,
Wann i
küßt’, sagt’ ich,
Zu ‘nem Zwist,
sagt’ ich,
Lieber küßt’ ich, sagt’
ich,
Nimmermehr, sagt’ ich,
Fiel’ mir’s
wirklich, sagt’ ich,
Noch so schwer.
Nun so reis’, sagt’
er,
B’hüt’ di Goht, sagt’ er,
Kumm nit
ham, sagt’ er,
Etwa tod, sagt’ er,
Denn Berlin,
sagt’ er,
Ist nit nah, sagt’
er,
B’hüt’ di Goht, sagt’ er,
.....
na nu bin ich da!
Geschichte / Kommentar:
Das Couplet stammt aus dem Singspiel „Die
Wiener in Berlin“ von Karl von Holtei (1824). Die erste
Aufführung fand am 14. Juni 1824 in Berlin statt. Holtei hatte es
aufgrund einer Bitte von Amalie Neumann (später Haizinger)
über Nacht geschrieben. Die Melodie entnahm er dem Lied „In
Schönbrunn sagt er “.
Quelle:
Als der Großvater die Großmutter nahm,
Leipzig (1885) 5. Aufl. Leipzig o.J., S. 526
Weitere Parodien zu „In Schönbrunn sagt
er“:
In Berlin, sagt er
Graue Jacken, sagt er (Lob des Turnens)
In der Krim sagt er
Juchhei lustig, seggt he
Nix für ungood seggt he
Op’n Peermarkt, seggt he