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Arbeiterliedarchiv
Lancken
im e.V.
Musik von unten
Lied der Reservisten (Reservistenlied)
Version 1: Lewalter 1890:

1. Bald scheiden wir aus diesem Kreise  Und legen ab den Ehrenrock,
Wir treten an die Heimatreise
Mit einem Reservistenstock.

2. Geschlossen ziehn wir in Sektionen
Zum letzten Mal zum Thor hinaus,
Die Mütze sitzt auf einem Ohre,
Und keine Waffe ziert uns mehr.

3. So lebt denn wohl, ihr Kameraden,
Die ihr noch länger dienen müsst,
Bis daß man auch zu euch wird sagen:
Seht dort den stolzen Reservist.

4. So lebt denn wohl, ihr Kassler Mädchen,  
Wir sehn uns nun und nimmermehr,
Wir kommen in ein andres Städtchen,
Da giebt’s der Mädchen noch viel mehr.

5. So lebt denn wohl, ihr Kassler Frauen,
Und streicht die letzten Schulden aus,
Denn ein Reservemann ist schlauer,
Zieht unbezahlt zum Thor hinaus.

6. Und ruft das Vaterland uns wieder
Als Reservist, als Landwehrmann,
Dann legen wir die Arbeit nieder
Und folgen Deutschlands Fahnen treu.

7. Doch halt, das hätt ich fast vergessen:
Du Vater Kauschmann, lebe wohl!
Bei dir hab ich so oft gesessen
Bei Wasser und bei trocknem Brot!

Quelle:
Johann Lewalter, Deutsche Volkslieder. In Niederhessen aus dem Munde des Volkes gesammelt. Hamburg 1890 Heft 1-5.  (Reprint 1982) Nr. 13, S. 24f.

Lied der Reservisten (Reservistenlied)
Version 2: Lewalter 1918:

1. Bald scheiden wir aus diesem Kreise
und leben ab den Ehrenrock,
wir treten an die Heimatreise
mit einem Reservistenstock.

2. Geschlossen geht es in Sektionen
zum letzten Mal zum Tor hinaus,
:,: Die Mütze sitzt auf einem Ohre,
und keine Wacht ruft heraus. :,:

3. So lebt denn wohl, ihr Kameraden,
die ihr noch ein Jahr dienen müsst,
bis daß man auch zu euch wird sagen:
Steht dort den stolzen Reservist! :,:

4. So leb denn wohl, ihr hübschen Mädchen, wir seh’n uns nun und nimmermehr!
:,: Wir kommen in ein andres Städtchen,
da gibt’s der Mädchen noch viel mehr. : ,:

5. So lebt denn wohl, ihr Kass’ler Frauen,*
und streicht die letzten Schulden aus,
:,: denn ein Reservemann ist schlauer,
zieht unbezahlt zum Tor hinaus! :,:

6. So lebt denn wohl, ihr Kapitulanten,
die ihr noch länger dienen müsst,
:,: ihr werdet auch einmal Sergeanten,
doch heut’ und morgen werdet ihr’s nit! :,:

7. Und ruft das Vaterland uns wieder als Reservist, als Landwehrmann,
so leben wir die Arbeit nieder und folgen unsern Fahnen dann. :,:

8. Doch hat, das hätt’ ich bald vergessen: du, Vater Philipp, lebe wohl!
:,: Bei dir hab’ ich so oft gesessen bei Wasser und bei trocknem Brot! :,:

Quelle:
Johann Lewalter, Reichswacht. Soldaten - Matrosen und Vaterlandslieder, Kassel 1918. S. 163

Andere Titel: 
Text: unbekannt,
Melodie: unbekannt,
Noten:
[18-Reichswacht-163]
Vorlage:
Kategorie:  Soldatenlied,
Vom Kaiserreich zum 1. WK,

Zeit:  1890, 1914-18,
 
Geschichte / Kommentar: 

Die obigen Versionen des Liedes sind beide von Johann Lewalter. Die erste ist aus dem Jahr 1890 und die zweite von 1918. Zur Version von 1890 vermerkt Lewalter:

Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges liegen uns noch weitere Versionen vor, von denen wir die wichtigsten Unterschiede kurz darstellen wollen.

Es ergeben sich rund 10 Themen, von denen die ersten vier im Wesentlichen identisch sind
1. Scheiden;
2. Geschlossen abziehen;
3. Lebt wohl Kameraden oder Kompanie;
4. Lebt wohl Mädchen)

Die fünfte Strophe hat lediglich Lewalter in seinen beiden Darstellungen überliefert

5. So lebt denn wohl, ihr Kassler Frauen, / Und streicht die letzten Schulden aus,
Denn ein Reservemann ist schlauer, / Zieht unbezahlt zum Thor hinaus.

6./7. Die Bestätigung, dass im Falle dass das Vaterland rufen wird, man selbstverständlich kommen wird, ist ebenfalls in allen vorliegenden Versionen vorhanden.

8. (5. u. 6) Der Abschied an jene, deren Dienstzeit erst später enden wird ist bei Lewalter (1918),
Sie werden meist einfach als „Kameraden“ bezeichnet einmal gar als „Kapitulanten“ (Lewalter 1918).

Eine Besonderheit dokumentiert Lewalter in seinen beiden Liedquellen. Während er 1890 die folgende siebte Strophe einen fast vergessenen „würdigt“:

7. Doch halt, das hätt ich fast vergessen: Du Vater Kauschmann, lebe wohl!
Bei dir hab ich so oft gesessen / Bei Wasser und bei trocknem Brot!

heißt es 1918:

8. Doch hat, das hätt’ ich bald vergessen: du, Vater Philipp, lebe wohl!
:,: Bei dir hab’ ich so oft gesessen bei Wasser und bei trocknem Brot! :,:


„Vater Philipp“ wurde die Berliner „Lehr-Escadron-Kaserne“ in der Lindenstraße 36/36a / Ecke Fellnerstraße genannt. Ausgangspunkt für diese Titulierung soll der preußische Platzmajor Philipp der alten Militärschule gewesen sein. Auch wenn der gesamte Gebäudekomplex entsprechend genannt wurde, übertrug sich der Name später nur noch auf die Arrestanstalt. Die dortige Arrestanstalt verfügte über 134 Arrestzellen und 10 Gerichtszimmer (siehe Wikipedia). Der Name „Vater Philipp“ findet sich in mehreren Liedern wieder, so auch bei den Kunden (Vagabunden).

Über die von Lewalter 1890 gebrauchte Bezeichnung „Vater Kauschmann“ können wir noch nichts sagen. Es dürfte einen ähnlichen Zusammenhang geben. Über Infos würden wir uns freuen.


* „C. und J. Pape: Liederbuch für Soldaten (1880) Nr. 127.
Wort und Weise wahrscheinlich jüngeren Ursprungs. Die Weise habe ich nirgends aufgezeichnet vorgefunden.“


Quelle:
Johann Lewalter, Deutsche Volkslieder. In Niederhessen aus dem Munde des Volkes gesammelt. Hamburg 1890 Heft 1-5.  (Reprint 1982) Nr. 13, S. 24f.
Liederbuch. Den Kgl. Sächs. Krieger- und Militär-Vereinen der Amtshauptmannschaft Rochsitz gewidmet vom Kgl. Sächs. Krieger-Verein Mittweida, Mittweida 1897 S. 126
Robert Lienau, Schwert und Leier. 303 erste und fröhlich deutsche Vaterlands-Solden- und Volkslieder. Dritte Aufl. (51.-80. Tsd.), Berlin 1914 S. 10
Klabund [Alfred Henschke], Das deutsche Soldatenlied, wie es heute gesungen wird, München 1916.S. 18
Artur Kutscher, Das richtige Soldatenlied. Berlin 1917; S. 13.
Johann Lewalter, Reichswacht. Soldaten - Matrosen und Vaterlandslieder, Kassel 1918. S. 163
Weltkriegs-Liedersammlung. Mit Unterstützung der Weltkriegsbücherei-Stuttgart, der Deutschen Bücherei-Leipzig und zahlreicher Kriegsteilnehmer bearbeitet und ausgewählt, Dresden 1926 [Seitenzahl] S. 219




 
 
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